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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2022

19.08. - 20.08.2022, Münster

Persistente Fazialisparese und Schallleitungsschwerhörigkeit, Differenzialdiagnose einer Mittelohr Raumforderung – Fallbericht

Meeting Abstract

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Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Münster, 19.-20.08.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc36

doi: 10.3205/22wdhno36, urn:nbn:de:0183-22wdhno368

Veröffentlicht: 17. August 2022

© 2022 Kaster et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Bei Symptomen einer langsam progredienten Schallleitungsschwerhörigkeit und peripheren Fazialisparese bei sichtbarer weißlicher Raumforderung im Mittelohr ist am ehesten an die Diagnose eines Cholesteatoms zu denken. Eine CT und ggf. ergänzende MRT Bildgebung kann die Differenzialdiagnose eingrenzen.

Methoden: Ein 53-jähriger Patient stellte sich 2021 mit rechtsseitiger inkompletter Fazialisparese und Schallleitungsschwerhörigkeit in unserer Klinik vor, nachdem eine CT-Aufnahme eines Schädels nach einem Arbeitsunfall eine Raumforderung im Mittelohr gezeigt hatte. Anamnestisch gab der Patient an, dass die Fazialisparese vor 10 Jahren aufgetreten sei und als idiopathische Fazialisparese behandelt worden war. Die Schwerhörigkeit habe der Patient erstmalig vor 3 Jahren bemerkt, habe aber diesbezüglich keinen Arzt aufgesucht.

Ergebnisse: Im HNO-ärztlichen Spiegelbefund zeigte sich rechts eine weißliche Raumforderung im hinteren oberen Quadranten hinter intaktem und reizlosem Trommelfell. Es zeigte sich eine periphere Fazialisparese mit Ausprägung nach House-Brackmann Skala Grad III rechts. Im Tonaudiogrammpräsentierte sich eine Schallleitungsschwerhörigkeit mit pantonaler Hörschwelle von 40 dB. Im auswärts erfolgten CT ergab sich der Verdacht auf ein Cholesteatom mit fraglicher Arrosion der Schädelbasis. In einer MRT des Schädels zeigte sich eine KM-affine Raumforderung ausgehend vom Mittelohr mit Ausdehnung in das Mastoid und den inneren Gehörgang, auch hier verdächtig für ein Cholesteatom. Es erfolgte eine Tympanoskopie mit Probenentnahme. Da sich intraoperativ klinisch der Verdacht auf ein Fazialisschwannom stellte, erfolgte lediglich eine Probenentnahme. Histologisch konnte der Verdacht bestätigt werden.

Diskussion: Fazialisschwannome können leicht mit ideopathischen Fazialisparesen oder Cholesteatomen fehldiagnostiziert werden. Zur Differenzialdiagnose sollten bei Auffälligkeiten in der Mittelohruntersuchung CT-Aufnahmen und ggf. auch MRT-Untersuchungen ergänzt werden. Eine operative Exploration des Mittelohres kann in unklaren Fällen Unsicherheit beseitigen. Zur Therapie des Fazialisschwannoms stehen die chirurgische Sanierung und die (stereotaktische) Bestrahlung zur Verfügung.