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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2020

06.03. - 07.03.2020, Münster

Magnetdislokationen bei Trägern von Cochleaimplantaten nach MRT – Optimierung von Prävention, Diagnostik und Therapie

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Laura Holtmann - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie Uniklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • author Friederike Kaster - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie Uniklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • author Julian Kirchner - Klinik für diagnostische und interventionelle Radiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • author Stephan Lang - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie Uniklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • author Diana Arweiler-Harbeck - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie Uniklinikum Essen, Essen, Deutschland

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Münster, 06.-07.03.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc35

doi: 10.3205/20wdhno35, urn:nbn:de:0183-20wdhno351

Veröffentlicht: 27. Februar 2020

© 2020 Holtmann et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das Indikationsspektrum zur Durchführung einer MRT-Bildgebung hat sich in den letzten Jahren erheblich erweitert. In der Folge erhöht sich stetig die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem CI-Träger im Laufe des Lebens eine MRT-Untersuchung durchgeführt wird. Immer wieder kommt es dabei zu Komplikationen (z.B. lokale Gewebeschädigungen, Defekt des CIs, Entmagnetisierung und Dislokation des Magneten aus dem Implantat). Tritt eine Magnetdislokation auf, wird die Diagnose nicht selten erst deutlich verzögert gestellt.

Methoden: In einer retrospektiven Studie wurden zwischen 2015 und 2019 8 Patienten, die in unserer Klinik aufgrund einer Magnetdislokation nach MRT-Bildgebung behandelt wurden, identifiziert. Es wurden u.a. folgende Parameter untersucht: Intervall MRT-Bildgebung – Diagnose, Symptome, zur Diagnostik eingesetzte Bildgebung, Ausmaß der Magnetdislokation, Folgeschäden.

Ergebnisse: In 25% der Fälle war eine unsachgemäße Durchführung der MRT (z.B. ohne Kopfverband) erfolgt. Alle Patienten berichteten über Schmerzen während und nach Durchführung der Bildgebung. Eine Computertomographie (CT) der Schädelkalotte wurde bei 3 Patienten durchgeführt, vermag eine Magnetdislokation jedoch aufgrund der Artefaktbildung nicht zuverlässig darzustellen. Die Diagnose wurde schließlich bei allen Patienten durch eine Röntgen-Schädel-Aufnahme gestellt. Die Strahlenbelastung einer CT liegt mit 0,31 mSv deutlich höher als bei einer Röntgen-Schädel-Aufnahme (0,01 mSv). In sechs Fällen zeigte sich eine partielle bis subtotale Lösung des Magneten aus der Silikonführung, in einem Fall eine vollständige Lösung und in einem Fall zusätzlich eine Drehung des Magneten um 180°. In der klinischen Untersuchung war die Stufenbildung durch das Lösen des Magneten aus der Implantatebene nur bei dünner Kopfschwarte palpabel. Bei einer Patientin kam es zu einer konsekutiven Entzündung des umliegenden Weichgewebes und technischen Defekten, so dass ein vollständiger Implantatwechsel durchgeführt werden musste. Nach erfolgter operativer Magnetreposition zeigten sich keine weiteren Folgeschäden oder eine Persistenz der Beschwerden.

Diskussion: Klagen CI-Träger nach Durchführung einer MRT über Schmerzen oder Missempfindungen über dem Implantatlager, sollte unverzüglich eine Röntgenaufnahme des Schädels durchgeführt werden. CTs sind sowohl unter diagnostischen als auch strahlenschutztechnischen Aspekten nicht zielführend, sondern führen vielmehr zu einer verzögerten Diagnosestellung, da aufgrund der Artefaktüberlagerung eine Dislokation nicht sicher dargestellt werden kann. Ein Implantatwechsel ist nur bei technischen Defekten notwendig. Essentiell ist die Schulung sowohl der Patienten und als auch der Radiologen im Umgang von CIs im Rahmen einer MRT-Untersuchung.


Literatur

1.
Kim BG, Kim JW, Park JJ, Kim SH, Kim HN, Choi JY. Adverse events and discomfort during magnetic resonance imaging in cochlear implant recipients. JAMA Otolaryngol Head Neck Surg. 2015;141(1):45-52. DOI: 10.1001/jamaoto.2014.2926 Externer Link
2.
Todt I, Tittel A, Ernst A, Mittmann P, Mutze S. Pain free 3 T MRI scans in cochlear implantees. Otol Neurotol. 2017;38(10): e401–e404.