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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2020

06.03. - 07.03.2020, Münster

Endokrine Orbithopathie: Patienten mit Exophthalmus und Patienten mit Optikuskompression – wie unterscheiden sich die Kollektive?

Meeting Abstract

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Münster, 06.-07.03.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc26

doi: 10.3205/20wdhno26, urn:nbn:de:0183-20wdhno264

Veröffentlicht: 27. Februar 2020

© 2020 Kaiser et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Zwei der Hauptsymptome der endokrinen Orbithopathie sind der ausgeprägte Exophthalmus und die Optikuskompression. Weshalb sich bei vielen Patienten nur eines der beiden Symptome ausprägt, ist bislang nicht geklärt. Ziel der Studie ist es, mögliche Unterschiede in den beiden Kollektiven zu detektieren. Zudem soll untersucht werden, ob durch eine balancierte Orbitadekompression sowohl eine Normalisierung des Hertel-Index als auch eine Stabilisierung des Visus erzielt werden kann.

Methoden: In der retroperspektiven Studie wurden 40 Patienten (70 Orbitae) mit endokriner Orbitopathie eingeschlossen, die zwischen 08/2011 und 12/2018 eine balancierte Orbitadekompression erhalten haben. Verglichen wurden Patienten mit einem Hertel-Index ≤20mm und mit Vorliegen einer Optikusneuritis (Dysthyroid optic neuropathy – DON) gegenüber Patienten mit einem Hertel-Index >20mm (Exophthalmus). Folgende klinische Parameter wurden erfasst: Hertel-Index, Visus sowie Doppelbilder prä- und postoperativ, Dauer der endokrinen Orbitopathie bis zur OP, Steroideinnahme, Radiatio, Geschlecht, Alter bei OP und Raucherstatus. Patienten, bei denen sowohl ein ausgeprägter Exophthalmus als auch eine DON vorlagen, wurden nicht eingeschlossen.

Ergebnisse: Es zeigte sich postoperativ in beiden Gruppen eine Normalisierung des Hertel-Index (in der Gruppe DON von 19,6 mm auf 14,9 mm und in der Gruppe Exophthalmus 24,7 mm auf 18,4 mm). Eine Stabilisierung oder Verbesserung des Visus wurde bei 24 von 30 Orbitae der Gruppe DON erzielt. Patienten mit einem hohen Hertel-Index betrieben häufig einen Nikotinabusus. Unabhängig vom präoperativen Hertel-Index sind die Patienten in beiden Gruppen gleichhäufig präoperativ mittels Orbitaspitzenbestrahlung therapiert worden. Patienten der Gruppe Exophthalmus hatten im Durchschnitt eine um 15 Monate längere Dauer der endokrinen Orbitopathie als die Vergleichsgruppe. Eine geschlechtsspezifische Dominanz hatten in beiden Gruppen die Frauen. Patienten mit einem Hertel >20mm hatten prä- und postoperativ seltener Doppelbilder. Im Durchschnitt waren die Patienten mit Vorliegen eines Exophthalmus um 7 Jahre jünger.

Diskussion: Bei Versagen der konservativen Therapie können sowohl ein ausgeprägter Exophthalmus als auch eine DON mittels balancierter Orbitadekompression sehr erfolgreich therapiert werden. Um abschließend zu klären, weshalb einige Patienten vor allem einen Exophthalmus und andere als Hauptsymptom eine Optikuskompression entwickeln, sind weiterführende Studien erforderlich.