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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2020

06.03. - 07.03.2020, Münster

Cochlea Implantation im Kindesalter und Bilingualität

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Diana Arweiler-Harbeck - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg Essen, Essen, Deutschland
  • author Sonja Dockter - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg Essen, Essen, Deutschland
  • author Pia Hasskamp - Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie, Universitätsklinikum Essen, Universität Duisburg Essen, Essen, Deutschland
  • author Heike Bagus - Cochlear Implant Centrum Ruhr, Essen, Deutschland
  • author Johanna Bebout - Cochlear Implant Centrum Ruhr, Essen, Deutschland

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Münster, 06.-07.03.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc12

doi: 10.3205/20wdhno12, urn:nbn:de:0183-20wdhno124

Veröffentlicht: 27. Februar 2020

© 2020 Arweiler-Harbeck et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Bedingt durch eine zunehmende Zahl von Familien mit Migrationshintergrund unterschiedlicher Kulturen und Nationalitäten steigt auch die Zahl von Kindern mit einer an Taubheit grenzenden Innenohrschwerhörigkeit, die mit Cochlea Implantaten versorgt werden und in einem bilingualen Elternhaus aufwachsen. Hierbei ist Deutsch zumindest in den ersten Jahren im Elternhaus eher die Zweitsprache. Hinzu kommt, dass nicht gebärdet wird oder nicht in der Deutschen Gebärdensprache kommuniziert wird. Dies erschwert initial nicht nur die präoperative Beratung der Eltern und Diagnostik der kleinen Patienten sondern auch die Durchführung einer adäquaten Hörsprachtherapie und die Beurteilung des sprachlichen Therapieerfolgs.

Methoden: An der Universitätsklinik Essen wurden seit 1996 325 ein- oder simultan beidseitige Cochlea Implantationen bei Kindern und Jugendlichen durchgeführt.

Ergebnisse: 57% der Patienten hatten einen Migrationshintergrund und wachsen mindestens bilingual auf. Hierbei war in 43% der Fälle Deutsch die Hauptsprache in der Familie, in 57% der Fälle jedoch die eigentliche Muttersprache der Eltern. Die häufigsten gesprochenen Sprachen waren Arabisch, Türkisch, Russisch und Polnisch. Ein Teil der Kinder erreicht auch in der deutschen Sprache ein hohes Sprachniveau, bei vielen jedoch bleibt trotz sehr guten Hörvermögens die Sprache insbesondere im grammatikalischen Bereich zurück. Einen entscheidenden Einfluss haben hier die Kenntnisse der Fremdsprache seitens der Eltern, die Integration der Familie sowie die regelmäßige Wahrnehmung der Rehaangebote.

Als besondere Maßnahme zur Vereinfachung der Kommunikation kommt seit einiger Zeit zweisprachiges Personal im Rehabereich, das insbesondere auch an der Schnittstelle Klinik /Reha und in der Hörsprachtherapie tätig ist, zum Einsatz. Weitere erfolgversprechende Maßnahmen sind die Implementierung sprachunabhängiger objektiver (Ecochg und E-Bera) und subjektiver Tests (z.B. Digit Triplet Test) sowie mehrsprachige Fragebögen (z.B. Little Ears, Elfra) für die Eltern.

Diskussion: Zusammenfassend hängt der Therapieerfolg bei Aufwachsen in einem mehrsprachigen Umfeld maßgeblich von einer gelungenen Integration auf allen Ebenen in Zusammenarbeit mit Familien- und Integrationshilfe, Fördereinrichtungen, Klinik und Rehabereich ab.