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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2020

06.03. - 07.03.2020, Münster

Algorithmus zur Differenzierung zwischen Peritonsillitis und Peritonsillarabszess in der ambulanten Patientenversorgung

Meeting Abstract

  • author Lea-Sophie Stahl - Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • author Johannes Roth - Institut für Immunologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • author Claudia Rudack - Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • author Thomas Vogl - Institut für Immunologie, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland
  • corresponding author presenting/speaker Christoph Spiekermann - Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Universitätsklinikum Münster, Münster, Deutschland

Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Münster, 06.-07.03.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc04

doi: 10.3205/20wdhno04, urn:nbn:de:0183-20wdhno047

Veröffentlicht: 27. Februar 2020

© 2020 Stahl et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Calprotectin (S100A8/A9) wird im Rahmen inflammatorischer Prozesse vermehrt freigesetzt. Erhöhte Werte an Calprotectin konnten im Serum und im Speichel von Patienten mit Peritonsillarabszess (PTA) gefunden werden, sodass sich diese in Kombination mit charakteristischen Symptomen zum neuen PTA-Score als objektiver Marker zur Identifizierung eines Peritonsillarabszesses eignen. In dieser Studie galt es, einen für die ambulante Patientenversorgung geeigneten Behandlungsalgorithmus zu entwickeln.

Methoden: Calprotectin-Konzentrationen im Serum und Speichel von Patienten mit peritonsillärer Entzündung wurden mittels Enzyme-linked immunosorbent Assay (ELISA) und dem Quantum Blue Schnelltest (QBT) (Bühlmann Laboratories, Schweiz) bestimmt. Korrelationen wurden bestimmt, um den Einsatz des QBT als Schnelltest zur Bestimmung der Calprotectinwerte zu überprüfen. Cut-off Werte für die Existenz eines Peritonsillarabszesses wurden mittels Receiver-Operating-Characteristic (ROC) Kurven-Analysen ermittelt.

Ergebnisse: Exzellente Korrelationen zwischen den ELISA und QBT Werten konnten berechnet werden und legitimieren somit den Einsatz des QBT als Schnelltest zur Bestimmung der Calprotectinkonzentrationen in Serum und Speichel. ROC Kurven-Analysen ergaben einen Cut-off von 2940 ng/ml im Serum und 5310 ng/ml im Speichel. Mit diesen Cut-off Werten wurde der PTA-Score adjustiert (adjPTA), mit dem eine Identifizierung eines Peritonsillarabszesses mit einer Sensitivität von 100% und einer Spezifität von 89% möglich ist. Patienten mit einer Peritonsillitis zeigen einen adjPTA-Score von <3 und profitieren somit von einer medikamentösen Therapie, wohingegen bei Patienten mit einem adjPTA-Score ≥3 ein Peritonsillarabszess vorliegt und die Notwendigkeit einer Abszessentlastung besteht. Es konnte ein entsprechender Therapiealgorithmus (PTA-Algorithmus) generiert werden.

Diskussion: Die Anwendung des QBT erlaubt eine schnelle Bestimmung von Calprotectinwerten und somit eine ambulante Bestimmung des adjPTA-Scores zur Differenzierung zwischen Peritonsillitis und Peritonsillarabszess. Die Anwendung des PTA-Algorithmus ermöglicht ein individualisiertes therapeutisches Vorgehen bei Patienten mit peritonsillären Entzündungen und verhindert somit unnötige belastende Eingriffe.