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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2020

06.03. - 07.03.2020, Münster

Akute beidseitige Vestibulocochleopathie bei toxischer Labyrinthitis im Rahmen einer Influenza-Infektion

Meeting Abstract

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Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Münster, 06.-07.03.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc03

doi: 10.3205/20wdhno03, urn:nbn:de:0183-20wdhno030

Veröffentlicht: 27. Februar 2020

© 2020 Obradovic et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Das Influenza-Virus verursacht grippale Symptome wie hohes Fieber, sinubronchiale Beschwerden und ein starkes subjektives Krankheitsgefühl. Eine Grippeotitis kann pathognomonisch für diese Erkrankung sein.

Methoden: Wir präsentieren im Folgenden den Krankheitsverlauf eines 52-jährigen Patienten, der im Rahmen einer Influenza-Infektion eine akute bilaterale Vestibulocochleopathie erlitt.

Ergebnisse: Der Patient stellte sich sechs Tage nach Beginn der ersten grippalen Symptome in unserer Notaufnahme mit Fieber, starker Otalgie, blutiger Otorrhoe, subjektiver Surditas sowie Drehschwindel vor. Klinisch zeigten sich eine spontan perforierte bullöse hämorraghische Otitis media beidseits und ein Spontannystamus nach rechts. Eine neurologische Mitbeteiligung konnte klinisch und auch nach einer Lumbalpunktion ausgeschlossen werden. Im Tonaudiogramm zeigte sich eine Surditas beidseits sowie ein Ausfall aller Bogengänge im Kopfimpulstest. Im CT der Felsenbeine zeigte sich eine Komplettverschattung des Mesotympanons und Mastoids beidseits ohne knöcherne Arrosionen sowie im MRT eine beidseitige Kontrastmittelanreicherung der Cochleae i.S. einer infektiösen Labyrinthitis. Es erfolgte umgehend eine kalkulierte systemische Antibiose und Hochdosis Cortisontherapie. Im Virocult zeigte sich ein Influenza A Nachweis, der sich in der Multiplex PCR nicht sicher bestätigte. Im Verlauf und bei ausbleibender Besserung erfolgte eine Mastoidektomie mit Dauer-Paukenröhrcheneinlage beidseits. Intraoperativ und postoperativ wurde eine intratympanale Cortisontherapie durchgeführt. Bei gebessertem Allgemeinzustand sowie unauffälligen Infektparametern jedoch persistierender Surditas folgte der Entscheid zu einer Cochleaimplantation beidseits. Präoperativ konnte im Promontorialtest eine sichere V-Welle beidseits gemessen werden, die Knochenleitungs BERA zeigte keine Ausschläge. Im informed consent erfolgte die CI Implantation beidseits 6 Wochen nach Krankheitsbeginn. Aktuell besteht eine subjektv wie objektiv sehr zufriedenstellende Hörrehabilitation beidseits bei weiterhin unzureichender zentraler Kompensation der beidseitigen Vestibulopathie.

Diskussion: Bei toxischer Labyrinthitis mit Hörverlust und/oder Vestibularisausfall ist vor allem bei Patienten mit vorangegangenen grippalen Symptomen an eine mögliche Influenza-bedingte Ursache der Beschwerden zu denken. Sind konservative und sanierende operative Methoden bei begleitender Surditas frustran, sollte unserer Meinung nach frühzeitige eine CI Versorgung indiziert werden, um einer infektiösen Verknöcherung des Labyrinths zuvor zu kommen. Daten bezüglich des passenden Zeitpunktes einer CI Versorgung bei toxischer Otitis mit beidseitiger Surditas sind in der Literatur rar.