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Viszeralmedizin NRW 2025
191. Jahrestagung der Niederrheinisch-Westfälischen Gesellschaft für Chirurgie, 33. Jahrestagung der Gesellschaft für Gastroenterologie in Nordrhein-Westfalen

12.06. - 13.06.2025, Essen

Erfolgreiche EndoVAC-Therapie bei iatrogenen Ösophagusperforationen im oberen Ösophagus – eine Herausforderung

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jennifer Merten - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Münster, Deutschland
  • Tariel Stephan Tschaidse - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Münster, Deutschland
  • Jens Peter Hölzen - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Münster, Deutschland
  • Mazen Juratli - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Münster, Deutschland
  • Andreas Pascher - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Münster, Deutschland
  • Ann-Kathrin Eichelmann - Universitätsklinikum Münster, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Münster, Deutschland

Viszeralmedizin NRW 2025. 191. Jahrestagung der Niederrheinisch-Westfälischen Gesellschaft für Chirurgie, 33. Jahrestagung der Gesellschaft für Gastroenterologie. Essen, 12.-13.06.2025. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2025. Doc05

doi: 10.3205/25vzmnrw05, urn:nbn:de:0183-25vzmnrw054

Veröffentlicht: 30. Mai 2025

© 2025 Merten et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Aufgrund der fehlenden Serosa ist der Ösophagus anfälliger für iatrogene Perforationen z.B. im Rahmen von TEE/interventionellen Endoskopien als der übrige gastrointestinale Trakt. Diese kommen sehr selten vor, sind aber je nach Perforationshöhe äußerst schwierig zu behandeln und weisen eine hohe Mortalität auf. Die European Society of Gastrointestinal Endoscopy empfiehlt, wenn möglich, einen endoskopischen Verschluss. Vorteilhaft ist, dass die Patienten meistens eine Nüchternheit mit konsekutiv fehlender Kontamination der Perforationshöhle bei schneller Diagnosestellung im Rahmen der elektiven Untersuchung aufweisen. Daher erfolgt, je nach Therapieverfügbarkeit und Expertise, die Versorgung zumeist mittels Clipping, Stenting und ggf. mittels endoskopischer Naht. Die endoluminale Vakuumtherapie (EndoVAC) ist in den meisten Zentren nicht Mittel der ersten Wahl und kommt bisher eher bei kontaminierten oder chronischen Perforationen zum Einsatz. Die vorliegende Studie analysiert das Outcome der EndoVAC-Therapie nach iatrogener Ösophagusperforation.

Methodik: Retrospektiv wurden alle Patienten eingeschlossen, die im Zeitraum 2013–2023 unserer Klinik aufgrund einer iatrogenen Ösophagusperforation zugewiesen und mittels EndoVAC behandelt wurden. Das mittlere follow-up beträgt 10 Monate.

Ergebnis: Innerhalb von 10 Jahren wurden von 55 Patienten (n=39 (71%) weiblich, 68 Jahre, BMI 25,7 kg/m2) aufgrund des Perforationsausmaßes mittels EndoVAC therapiert. Bei mehr als der Hälfte dieser Patienten (56%) war eine TEE/interventionelle Endoskopie ursächlich. Überwiegend war die im Mittel 6cm lange Perforation im proximalen (= bis 20 cm ab VZR (46%)) oder mittleren (= bis 30 cm ab VZR (28%)) Ösophagus lokalisiert. Alle Patienten wurden antibiotisch behandelt und knapp die Hälfte erhielt eine Thoraxdrainage (56%). In n=5 erfolgte eine Kombinationstherapie bestehend aus Ösophagusnaht und EndoVAC. Die Patienten erhielten im Mittel 4 VACzyklen (Sog –100 bis –150 mmHg) über 17 Tage. In n=16 (41%) wurde eine intrakavitäre Therapie durchgeführt.

Bei n=8 (20%) musste eine Diskontinuitätsresektion durchgeführt werden. N=1 wurde aufgrund einer Tumorperforation palliativ gestentet und n=7 (18%) sind an einer Mediastinitis/Sepsis verstorben, 2 davon innerhalb der ersten 3 Krankenhaustage. In 59% konnte die iatrogene Ösophagusperforation mittels EndoVAC-Therapie ausgeheilt werden.

Der Krankenhausaufenthalt betrug bis zur Entlassung mit passierter Kost 31 (1–104) Tage, davon 13 (1–104) Tage in 87% auf einer Observation-/Intensivstation. Pulmonale Komplikationen traten gehäuft auf, davon n=23 Pleuraergüsse bzw. -empyeme. Es gab keine endoskopischen Komplikationen.

Schlussfolgerung: Die iatrogene Ösophagusperforation ist eine seltene, jedoch schwerwiegende Komplikation, welche aufgrund der zumeist proximalen Lage weder endoskopisch noch operativ einfach zu versorgen ist.

In unserem Kollektiv konnten wir bei einer hohen Ösophagusperforation in über der Hälfte der Patienten eine Ausheilung mittels EndoVAC-Therapie nachweisen. Bei Nicht-Ansprechen der EndoVAC-Therapie sollte frühzeitig eine Diskontinuitätsresektion evaluiert werden.