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Therapiesteuerung bei der IVOM-Behandlung
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Veröffentlicht: | 3. Juni 2024 |
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Die Zulassung der neuen IVOM-Medikamente Brolucizumab, Faricimab und Aflibercept 8mg verspricht eine adäquate Behandlung von Makulaerkrankungen wie die neovaskuläre Altersabhängige Makuladegeneration (nAMD) und das Diabetische Makulaödem (DME) mit deutlich längeren Intervallen zwischen den einzelnen Injektionen als bisher. Es stellt sich somit die Frage, wie eine sinnvolle Therapiesteuerung in der klinischen Praxis aussehen sollte. Bezüglich möglicher Variablen in der Steuerung fokussiert das Referat auf die Auswahl des Therapie-Regimes, die Bestimmung der Wiederbehandlungskriterien sowie die Medikamentenauswahl. Fixe Therapien haben den Nachteil nicht-individualisierter möglicher Über- oder Unterbehandlungen, ein striktes PRN-Regime benötigt in der Regel viele Kontrollen und Entscheidungen und geht immer mit einem eigentlich nicht gewollten Aktivitätsanstieg einher. Favorisiert wird gemeinhin das „Treat-and-Extend“-Regime (TE), bei dem bei jeder Kontrolle die IVOM erfolgt und über die Zeitintervalle individuell gesteuert wird. Beim TE ist die Anzahl der nötigen Visiten regelhaft halbiert und die Therapie bestmöglich individualisiert. Bei den Kriterien zur Wiederbehandlung wurde sich in den letzten Jahren prinzipiell auf morphologische Faktoren fokussiert, wobei eine Re-Injektion jeweils bei nicht trockener Netzhaut im SD-OCT indiziert war. Dieses ist neben dem möglichen Zielkriterium „Visus“, welcher als eher unsicher gilt, der zweifelsfrei geeignetste Faktor, um Krankheitsaktivität definitiv zu bestätigen oder auszuschließen. Dabei zeigt Flüssigkeit zweifelsohne Aktivität an, so dass immer dann eine IVOM erfolgen sollte, wenn die Netzhaut nicht trocken ist. Dieses bedeutet im Minimum ein Intervall von 4 Wochen und – mit den klassischen Medikamenten wie Ranibizumab, Aflibercept aber auch Bevacizumab – eine Intervallverlängerung auf bis zu 16 Wochen (Exit nicht definiert). Trotz dieser lange allgemein gültigen Therapieforderung „Morphologie vor Funktion“ beinhalteten die Zulassungsstudien aller drei neu genannten Medikamente eine Steuerung über Morphologie und Visus, wobei zügige Intervallverlängerung auf Basis einer initialen Verbesserung (nach dem Upload) und eben auch bei noch vorhandener Feuchtigkeit akzeptiert wurde. Auch durch diese schwächere „Definition von Aktivität“ (es darf nach dem Upload nicht schlechter werden, es muss aber nicht trocken sein) konnten somit die Behandlungsintervalle auf 12–16 Wochen (bei in der Tat guten Visusergebnissen über die ersten ein bis zwei Jahre) ausgedehnt werden. Ist dieses Vorgehen im Sinne bestmöglicher Behandlung so vertretbar? Prinzipiell sollte ein Konsens darüber erreicht werden, wieviel Fluid bei der Behandlung generell akzeptiert werden kann, da dieses die Länge der Intervalle maßgeblich mitbestimmt. Dabei darf nicht außer Acht gelassen werden, dass Akzeptanz von Fluid über viele Jahre trotz initial guter Visusergebnisse mittelfristig doch zur Atrophie und somit Befundverschlechterung führen kann. Seitens des Autors wird daher weiterhin ein TE-System auf Basis einer im SD-OCT trockenen Makula – unabhängig vom verwendeten Medikament – postuliert.