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Eine Kette ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied – stumpfes Augentrauma nach ophthalmochirurgischem Eingriff
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Veröffentlicht: | 3. Juni 2024 |
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Einleitung: Ein stumpfes Bulbustrauma kann zur gedeckten oder offenen Ruptur führen. Dies wird durch die Intensität und Richtung der innerhalb des Auges wirkenden Kräfte beeinflusst. Somit hängen Art und Stelle der Ruptur unmittelbar von der biomechanischen Wirkung der einwirkenden Kraft ab, wobei die meisten Verletzungen durch den Einfluss hoher kinetischer Energie in Kombination mit großer Kontaktfläche entstehen. Daher spielen neben Patientenalter und Vorhandensein von Augenerkrankungen, insbesondere stattgehabte Augenoperationen eine wichtige Rolle in der Anamnese sowie dem Outcome.
Fall 1: Ein Patient (M, 46) mit Z.n. perforierende Keratoplastik bei Keratokonus vor 22 Jahren. Anamnestisch fand ein Trauma mit einem Nagel bei der Gartenarbeit statt. Es zeigte sich eine Hornhautperforation am Limbus mit Glaskörperprolaps, Fibrin, Blutkoagel und Aniridie. Es erfolgte eine primäre Wundversorgung. Postoperativ konnten keine Anzeichen einer Endophthalmitis, Aderhaut- oder Netzhautablösung beobachtet werden. Der Visus betrug zwei Monate später 0,2 mit stenopäischer Lücke.
Fall 2: Eine Patientin (weiblich, 80 Jahre alt) verletzte im Bereich der linken Gesichtshälfte im Rahmen eines Sturzgeschehens. Hierbei prallte sie mit der linken Gesichtshälfte gegen eine Türklinke. Im Rahmen der Untersuchung zeigte sich nasal eine gerissene Konjunktiva sowie klebriges, braunschwarzes Gewebe auf der Sklera. Dies verhielt sich bei palpatorischer Untersuchung ähnlich einem Glaskörper-Aderhaut-Komplex. Anamnestisch berichtete die Patientin, dass sie an beiden Augen eine Katarakt-Operation hatte. In der Spaltlampenuntersuchung zeigte sich eine tiefe Vorderkammer (tiefer als beim linken Auge), ein ausgeprägter Arcus senilis, was die Beurteilung der Iris erschwerte, ein Hyphäma bis zu ¾ der Vorderkammer einnehmend mit dichten Blutkoagel präiridal. Im Verlauf der Operation konnte eine Dehiszenz der oberen Parazentese bei 1h entdeckt werden, die bis zu diesem Moment nicht festzustellen war. Postoperativer Visus betrug 0,3 cc+18dpt.
Schlussfolgerung: Eine Ruptur tritt nicht immer am loco typico auf. Aus diesem Grund sind in der Augentraumatologie Anamnese, die biomechanische Wirkung des schädigenden Faktors auf das Gewebe sowie dessen Beschaffenheit unabdingbar für eine optimale Versorgung.