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73. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

31.05. - 01.06.2024, Hannover

Lidtumore: Achtung, Verwechslungsgefahr!

Meeting Abstract

  • Anna-Lena Becker - Hannover
  • E. Sokolenko - Hannover
  • K. Hufendiek - Hannover
  • M. Haar - Hannover
  • C. Framme - Hannover

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 73. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte (VNDA). Hannover, 31.05.-01.06.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24vnda25

doi: 10.3205/24vnda25, urn:nbn:de:0183-24vnda256

Veröffentlicht: 3. Juni 2024

© 2024 Becker et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Lidtumore unterschiedlicher Entität können sich in der klinischen Untersuchung mit ähnlichen Merkmalen präsentieren, was nicht selten eine histopathologische Diagnosesicherung erforderlich macht. Hier präsentieren wir exemplarisch vier Lidtumore mit ähnlichem makroskopischem Aussehen, jedoch sehr unterschiedlichem Outcome für die betroffenen Patienten.

Methoden: Spaltlampenuntersuchung, Biopsie, histopathologische Untersuchung

Ergebnisse: Fall 1: Eine 58-jährige Patientin stellte sich mit einer größenprogredienten, rötlich-lividen Raumforderung am linken Unterlid vor. Drei Monate zuvor sei in diesem Bereich bereits ein histologisch gesichertes Plattenepithelkarzinom entfernt worden. Im Biopsat ergab sich ein Plattenepithelkarzinom-Rezidiv. Bei Orbitainfiltration durch den Tumor erfolgte eine Exenteratio. Ein halbes Jahr später erfolgte eine erneute Vorstellung der Patientin, nun mit einer relativ akut aufgetretenen, nodulären Prominenz am rechten Unterlid. Histopathologisch ergab sich hier eine granulomatöse Entzündung ohne weitere Infiltrate des vorbekannten Plattenepithelkarzinoms. Fall 2: Eine 53-jährige Patientin stellte sich mit einer bräunlich-lividen, nodulären Schwellung am linken Oberlid vor. Die Veränderung sei der Patientin erstmals vor zwei Monaten aufgefallen. Im Biopsat zeigten sich Anteile einer Gefäßmalformation ohne Anhalt für Malignität. Fall 3: Ein 63-jähriger Patient stellte sich initial zur Mitbeurteilung bei „Talgretentionszysten am rechten Oberlid“ vor. Wir sahen eine zystische, rasch größenprogrediente Prominenz am rechten Oberlid, die der Patient vor etwa drei Monaten bemerkt habe. Vor zwei Jahren habe der Patient eine ähnliche Veränderung an gleicher Stelle beobachtet, die sich dann aber spontan wieder zurückgebildet habe. Es erfolgte zunächst eine Keilexzision am rechten Oberlid. Histopathologisch zeigte sich ein Merkelzellkarzinom, woraufhin eine totale Oberlidresektion mit nachfolgender Oberlidrekonstruktion durchgeführt wurde. Ein Staging mit anschließender lateraler Parotidektomie ergab eine Metastasierung des Merkelzellkarzinoms in die rechte Parotis. Im Rahmen der Tumorkonferenz erfolgte die Empfehlung zur adjuvanten Radiatio.

Schlussfolgerungen: Lidtumore sind häufig schwer voneinander abzugrenzen. Eine frühzeitige augenärztliche Einordnung des Befundes und eine im Zweifelsfall erforderliche histopathologische Diagnosesicherung sind essentiell, um betroffene Patienten frühzeitig der richtigen, individuellen Therapie und weiteren Diagnostik zuführen zu können.