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Effektivität und Risiken der lateralen knöchernen Orbita-Dekompression bei endokriner Orbitopathie
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Veröffentlicht: | 3. Juni 2024 |
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Hintergrund: Die endokrine Orbitopathie ist die häufigste extrathyroidale Manifestation einer Autoimmunthyreopathie. In der ausgebrannten fibrotischen Phase können ein Exophthalmus, Doppelbilder und eine Lidretraktion zurückbleiben, die ggf. mehrere rehabilitative chirurgische Eingriffe erfordern. Die orbitale Dekompression ist ein etabliertes Verfahren in der operativen Therapie der endokrinen Orbitopathie, um einen Exophthalmus zu reduzieren. Ziel der Arbeit war, die Technik der lateralen knöchernen Orbita-Dekompression mit Entfernung der Orbitakante in Hinblick auf Effektivität und Komplikationen zu evaluieren.
Methoden: In einer retrospektiven Fallserie wurden alle zwischen 2008 und 2015 in der Augenklink der Universitätsmedizin Göttingen durchgeführten Dekompressionsoperationen in Hinblick auf Exophthalmusreduktion, Diplopie (Gorman-Score) sowie Komplikationen analysiert. Die OP-Technik umfasste die Entfernung der lateralen Orbitawand (Ausmaß und Tiefe individuell angepasst) sowie (partiell) des extrakonalen Fettgewebes über einen Hautschnitt im lateralen Lidwinkel.
Ergebnisse: 195 Dekompressions-Operationen an 127 Patienten wurden eingeschlossen. Die mittlere Exophthalmusreduktion betrug 4,0+/-1,2 mm (Min. 1,5; Max. 7,5 mm). Bei 47 Patienten (37,0%)/77 Operationen (39,5%) bestand präoperativ keine Diplopie. Postoperativ wurde bei 3 dieser Patienten/3 Orbitae (6,4%/3,9%) eine „new-onset“-Diplopie dokumentiert (2,4% aller Patienten, 1,5% aller Operationen). Einer der 3 Patienten hatte Doppelbilder in Primärposition (0,8% aller Patienten, 2,1% der Patienten ohne präoperative Diplopie), die 2 weiteren Patienten gaben blickrichtungsabhängige Doppelbilder an. Bis auf eine starke postoperative Blutung in einem Fall, die chirurgisch erfolgreich und folgenlos saniert werden konnte, traten keine schwerwiegenden Komplikationen auf. Dokumentiert wurden eine sichtbare Narbenbildung in 6 Fällen (3,1%), eine temporale Einziehung in 3 Fällen (1,5%), Oszillopsien beim Kauen in 3 Fällen (1,5%) und ein Desinsertion der lateralen Kanthusregion in 2 Fällen (1%).
Schlussfolgerung: Die laterale knöcherne Orbitadekompression unter Einschluss des vorderen Orbitarandes stellt eine sichere und effektive Methode zur Reduktion des Exophthalmus bei endokriner Orbitopathie dar.