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72. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

02. - 03.06.2023, Osnabrück

Häufigkeit einer Sehstörung mit und ohne augenärztliches Screening im vierten Lebensjahr

Meeting Abstract

  • Daniela Drüke - Göttingen
  • S. Weiß - Göttingen
  • A. Leha - Medizinische Statistik, Universitätsmedizin Göttingen
  • A. Schuster - Mainz
  • G. Fahl - Augenarztpraxis Am Schäferstieg, Stade
  • M. Schittkowski - Göttingen

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 72. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte (VNDA). Osnabrück, 02.-03.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23vnda36

doi: 10.3205/23vnda36, urn:nbn:de:0183-23vnda361

Veröffentlicht: 1. Juni 2023

© 2023 Drüke et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Schuleingangsuntersuchungen der niedersächsischen Gesundheitsämter ergaben im Jahr 2012 einen auffälligen ophthalmologischen Befund in 25% der untersuchten Kinder, trotz der Vorsorgeuntersuchung U7a, die Kindern im Alter von 3 Jahren zur Verfügung steht. In Schweden wurde aufgrund eines ähnlich hohen Anteils von auffälligen Sehtests im Schuleintrittsalter eine augenärztliche Vorsorgeuntersuchung im 4. Lebensjahr etabliert, wodurch sich die Amblyopierate auf ca. 2% senken ließ. (Die Amblyopierate in Deutschland wird mit ca. 5% mehr als doppelt so hoch angegeben).

Methoden: 2013–2014 wurden auf Initiative des Landes-Vorsitzenden des Berufsverbandes der Augenärzte niedersächsische Kinder im Alter zwischen 31 und 42 Monaten zufällig ausgewählt, um an einer freiwilligen augenärztlichen Vorsorgeuntersuchung teilzunehmen. Es wurde jeweils eine Visusbestimmung und Untersuchung durchgeführt, anhand welcher die Ergebnisse in unauffällig, Refraktionsamblyopie, Schielamblyopie und sonstige Erkrankungen eingeteilt werden konnten. 2016–2019 wurden diese Kinder angeschrieben, die zu dem entsprechenden Zeitpunkt für die Schuleingangsuntersuchung in Frage kamen. Das Testergebnis der Schuleingangsuntersuchungen der Kinder mit Voruntersuchung wurde dann mit dem Referenzwert, Schuleingangsuntersuchungen ohne vorherige Untersuchungen der Jahre 2016–2018 in Niedersachsen, verglichen.

Ergebnisse: 368 Kinder nahmen sowohl an einer Voruntersuchung als auch an der Schuleingangsuntersuchung teil. Die Rate an augenärztlichen Auffälligkeiten dieser Kohorte lag bei 16%. Die Rate der auffälligen Befunde der Schuleingangsuntersuchung in Niedersachsen beträgt gemittelt aus den Jahren 2016–2018 23,3% und ist somit hoch signifikant größer als mit erfolgter Voruntersuchung (p=0,0001).

Schlussfolgerungen: Auch wenn die Rücklaufquote an Datensätzen relativ gering war, konnte gezeigt werden, dass eine zusätzliche augenärztliche Untersuchung im 3. oder 4. Lebensjahr die Rate an auffälligen Befunden signifikant reduzieren kann. Aussagen über die tatsächliche Amblyopiehäufigkeit lässt die Studie nicht zu, da das Raster der Schuleingangsuntersuchung nur aus auffällig vs. unauffällig besteht.