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72. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

02. - 03.06.2023, Osnabrück

VIRON – Lichtblick am Ende des Glaukomtunnels?

Meeting Abstract

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  • Johanna Pohlner - Göttingen
  • A. Antal - Göttingen
  • M. Schittkowski - Göttingen

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 72. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte (VNDA). Osnabrück, 02.-03.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23vnda25

doi: 10.3205/23vnda25, urn:nbn:de:0183-23vnda251

Veröffentlicht: 1. Juni 2023

© 2023 Pohlner et al.
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Gliederung

Text

Bis heute kann das Fortschreiten des Sehnervenschadens beim primären Offenwinkelglaukom (POWG) einzig durch eine Augeninnendrucksenkung verhindert werden. Neue Therapieansätze werden daher dringend benötigt. Starke Belege aus Tierversuchen und klinischen Studien stützen die Hypothese, dass die elektrische Stimulation des Sehnervens das Sehvermögen bei Patienten mit Optikusneuropathie wiederherstellen könnte (Fu et al. 2019; Gall et al. 2016). Die Ergebnisse einer multizentrischen Studie, in der Patienten mit Optikusatrophie unterschiedlicher Ursache an zehn aufeinanderfolgenden Tagen mit einer transorbitalen Elektrostimulation behandelt wurden, zeigen eine für bis zu zwei Monate nach Behandlung anhaltende signifikante Verbesserung der Gesichtsfeldmessungen im Vergleich zur Scheinstimulationsgruppe (Gall et al. 2016). Unter den an der Wiederherstellung des Sehvermögens beteiligten Mechanismen werden unter anderem eine Reaktivierung von „stummen“ Neuronen, neurotrophe Faktoren, die die synaptische Plastizität fördern, eine Reorganisation auf der Ebene des Gehirnnetzwerksystems, ein verbesserter Blutfluss und eine verbesserte vaskuläre Autoregulation diskutiert. Jeder dieser Mechanismen oder eine Kombination von mehreren könnte bei der Verbesserung der neuronalen Synchronisation und Reorganisation wirken. Aufgrund methodisch geringer Evidenzlage der Vorgängerstudien (u.a. nicht standardisierte Perimetriegeräte, inhomogenes Patientenkollektiv) führen wir in Göttingen eine multizentrische, randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte, prospektive Studie durch, im Rahmen derer die Wirkung eines transorbitalen Elektrostimulationsverfahrens bei Glaukompatienten mit manifester glaukomatöser Optikusatrophie und daraus resultierenden Gesichtsfeldeinschränkungen überprüft werden soll. Insgesamt ist eine Behandlung von 300 Patienten an den Universitätskliniken Bonn, Göttingen, Hamburg, Köln und Mainz vorgesehen. Die Patienten werden in drei Gruppen randomisiert: Gruppe 1 erhält eine klassische transorbitale Elektrostimulation über zwei im Bereich der Schläfen platzierte Elektroden. Für Gruppe 2 ist eine MRT-basierte, individualisiert an den Ort der Sehnervenschädigung angepasste Elektrostimulation geplant. Patienten der Gruppe 3 erhalten eine transorbitale Scheinstimulation. Ziel der vorgesehenen Behandlung ist es, die bestehenden Gesichtsfelddefekte zu verringern und das Sehvermögen der Patienten zu verbessern. Das gewählte Studiendesign lässt auf neue Erkenntnisse sowohl für das pathophysiologische Verständnis als auch auf neue Therapieansätze hoffen.