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72. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

02. - 03.06.2023, Osnabrück

„Morgens, wenn ich aufwache, sehe ich für kurze Zeit an der Decke einen dunklen Fleck; den sehe ich auch, wenn ich in Schummertied auf eine helle Wand schaue“ – Ausdruck einer Alterung der Netzhaut oder auch AMD?

Meeting Abstract

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  • Udo Hennighausen - Hamburg

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 72. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte (VNDA). Osnabrück, 02.-03.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23vnda20

doi: 10.3205/23vnda20, urn:nbn:de:0183-23vnda200

Veröffentlicht: 1. Juni 2023

© 2023 Hennighausen.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Nicht selten berichten ältere Patienten (70+) über dieses Phänomen, ein Phänomen, welches dann mehr oder weniger regelmäßig auftritt. Könnte es Ausdruck der Alterung der Netzhaut sein, eventuell auch Ausdruck einer beginnenden AMD?

Methoden: Anhand eines ausgesuchten Patientenberichtes soll dieses Phänomen näher beleuchtet und interpretiert werden.

Ergebnisse: Ein männlicher Patient, 76 Jahre alt, mit intermediärer trockener AMD (Drusen und Pigmentverschiebungen), pseudophak, beiderseits Visus im Bereich von 0,7 bis 0,8, normaler Amsler-Test, beschrieb dunkle, braune Flecken unterschiedlicher Intensität, die er beim morgendlichen Aufwachen kurzzeitig sah, die auch nach dem Wechsel vom Tageslicht ins Dämmerlicht beim Blick auf eine helle Wand zu sehen waren, dann aber beim Blick ins Helle wieder verschwanden. Beim Wechsel des Blickes vom wirklich Hellen auf eine helle Wand sah der Patient mit beiden Augen kurzzeitig „ganz schwarz“. Diese optischen Phänomene wurden vom Patienten zeichnerisch dokumentiert und in Beziehung zum zeichnerisch und mittels OCT dokumentierten Bild des Fundus gesetzt. Nach Angaben des Patienten bestand dieses Phänomen seit circa vier Jahren; seit der Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sei es besser geworden.

Schlussfolgerung: Dieses Phänomen der „braunen Flecken, die wieder verschwinden, wenn man ins Helle sieht“, könnten durch eine Alterung der Netzhaut, bis hin zur AMD, erklärt werden: Mit zunehmendem Alter dürfte nicht nur die Anzahl der Fotorezeptoren abnehmen, sondern auch deren Funktionsfähigkeit. Da die Dichte der Stäbchen im Bereich der Makula geringer ist als in der übrigen Netzhaut, könnte es sein, dass die Adaptation an das mesopische Sehen im Makulabereich gegenüber der übrigen Netzhaut verzögert ist. Eine Diagnostik und Information in Richtung AMD sollte beim Auftreten eines derartigen Phänomens erfolgen; bei gleichzeitigem Vorliegen einer AMD kann die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln sinnvoll sein.