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72. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

02. - 03.06.2023, Osnabrück

Performance des MOLES-Scores zur Klassifizierung choroidaler Nävi

Meeting Abstract

  • David Jahnke - Hamburg
  • B. Fuisting - Hamburg
  • C. Skevas - Hamburg
  • M. Spitzer - Hamburg
  • C. Grohmann - Hamburg
  • J. Birtel - Hamburg

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 72. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte (VNDA). Osnabrück, 02.-03.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23vnda14

doi: 10.3205/23vnda14, urn:nbn:de:0183-23vnda146

Veröffentlicht: 1. Juni 2023

© 2023 Jahnke et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund und Fragestellung: Aderhautmelanome sind in der augenärztlichen Niederlassung und in nicht-spezialisierten Kliniken selten. Zum Ausschluss eines Aderhautmelanoms werden Patienten oft an ein Zentrum überwiesen, wo häufig eine simulierende Läsion, zumeist ein Aderhautnävus mit minimalem Malignitätsrisiko, festgestellt wird. Gleichzeitig kommt es bei Patienten mit Melanomen zu Verzögerungen bei der Überweisung und Diagnose, weil der Tumor fälschlicherweise als „verdächtiger Nävus“ eingestuft wird. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, wurde zuvor der MOLES-Score entwickelt: Choroidalen Tumoren wird anhand von fünf Parametern („Mushroom shape“, „Orange pigment“, „Large size“, „Enlarging tumor“ und „Subretinal fluid“) eine Malignitätswahrscheinlichkeit zugeordnet, mit der eine Empfehlung zur weiteren lokalen Überwachung und Überweisung erfolgen kann. Tumore werden als „gewöhnlicher Nävus“, „Niedrig-Risiko-Nävus“, „Hoch-Risiko-Nävus“ und „wahrscheinliches Melanom“ kategorisiert, je nachdem, ob die Summe der fünf Scores 0, 1, 2 oder >2 beträgt. Die Anwendbarkeit des Scores für ein Zentrum wird im Rahmen dieser Arbeit untersucht.

Methodik: In einer retrospektiven Datenbankanalyse wurden 1.746 Patienten mit Nävi und 78 Patienten mit Melanomen (jeweils Fundus) identifiziert. Für jeden Patienten werden demographische und klinische Befunde, einschließlich die Befunde der multimodalen Bildgebung, analysiert. Der MOLES-Score wird für alle Patienten erhoben.

Ergebnisse: Bislang wurden 139 Patienten ausgewertet; 123 Patienten wurden zur Beurteilung eines choroidalen Nävus überwiesen oder ein Nävus wurde nebenbefundlich diagnostiziert. Bei 121 der choroidalen Nävi lag ein Score von ≤2 vor (Spezifität: 98,4%). 94 hatten einen Score von 0 („common nevus“), 21 einen Score von 1 („low risk“) und 6 einen Score von 2 („high risk“). Bei je einem Patienten lag ein Score von 3 bzw. 4 („probable melanoma“) vor. Von den bislang ausgewerteten Melanompatienten (n=16) hatten alle einen Score von ≥3 (Sensitivität: 100%).

Schlussfolgerungen: Der MOLES-Score kann für die Erkennung und Einordnung choroidaler Nävi und Melanome hilfreich sein und kann choroidalen Nävi und Melanome anhand klinischer Befunde voneinander abgrenzen. Dieses Tool kann potenziell hilfreich für Zuweisungsstrukturen sein, telemedizinische Beurteilungen ermöglichen und so die Patientenversorgung optimieren.