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71. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

10. - 11.06.2022, Bremen

Ein Matched-pair-Bestrahlungsplanungsvergleich in der Protonentherapie von Aderhautmelanomen

Meeting Abstract

  • Jens Heufelder - BerlinProtonen, Helmholtz Zentrum, Berlin; Berlin
  • A. Hochreiter - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie, Berlin
  • A. Böker - Berlin
  • J. Gollrad - Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Radioonkologie und Strahlentherapie, Berlin
  • A.M. Joussen - Berlin

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 71. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte (VNDA). Bremen, 10.-11.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22vnda19

doi: 10.3205/22vnda19, urn:nbn:de:0183-22vnda192

Veröffentlicht: 31. Oktober 2022

© 2022 Heufelder et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die Protonentherapie ist einer der Therapiestandards bei der Primärbehandlung von Aderhautmelanomen. 2006 wurde an der Charité mit OCTOPUS weltweit erstmals für dieses Patientenkollektiv ein Bestrahlungsplanungsprogramm in die klinische Routine eingeführt, das eine vollständige Integration von 3D-Bilddatensätzen (CT/MRT) und Fundusbildern erlaubt. Dadurch wird eine genauere Augenmodellierung ermöglicht. OCTOPUS hat damit den bisherigen modellbasierten Goldstandard EYEPLAN als Planungssystem abgelöst. Die möglichen potenziellen Vorteile von OCTOPUS werden in diesem Vergleich retrospektiv analysiert.

Methoden: 3.735 Patienten, die zwischen 1998 und 2021 wegen einem Aderhautmelanom behandelt wurden, wurden in diese Analyse eingeschlossen. Basierend auf Tumormerkmalen und der Entfernung des Tumors zu okulären Risikostrukturen wurde ein Propensity-Score-Matchings zwischen Patienten, die mit EYEPLAN bzw. mit OCTOPUS geplant wurden, durchgeführt. Dosis-Volumen-Merkmale gruppiert nach Tumorabstand zur jeweiligen kritischen Struktur wurden verglichen.

Ergebnisse: Insgesamt 1.268 Patienten erfüllten die Matching-Kriterien. In einem Abstand von mehr als 2 mm von der Papille (Makula) zeigten 79,9% (71,8%) der mit EYEPLAN geplanten Patienten keine Dosisbelastung an der jeweiligen Struktur. Bei den mit OCTOPUS geplanten Patienten verbesserte sich dies auf 96,9% (91,9%). In einem Abstand von 1,5–2 mm konnte eine signifikant reduzierte mittlere Dosis an Makula (16,0 vs. 1,0 CGE;) und Papille (7,0 vs. 2,0 CGE) bei Patienten, die mittels OCTOPUS geplant wurden, beobachtet werden (p < 0,009). Im Gegensatz dazu wiesen diese Patienten eine höhere Dosisexposition gegenüber an Risikostrukturen des vorderen Segments auf, insbesondere wenn die Tumorprominenz 4,0 mm überstieg.

Schlussfolgerungen: Da die Dosis-Berechnung in beiden Planungssystemen nahezu identisch ist, führt eine realistischere Modellierung des Auges und des Tumors zu einer tumorkonformeren Planung mit OCTOPUS. Eine detaillierte Analyse und eine Erläuterung der Ergebnisse wird präsentiert.