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71. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

10. - 11.06.2022, Bremen

Limbusstammzell-‚Rejuvenation‘ bei Limbusstammzellinsuffizienz

Meeting Abstract

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  • Erik Chankiewitz - Braunschweig

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 71. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte (VNDA). Bremen, 10.-11.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22vnda11

doi: 10.3205/22vnda11, urn:nbn:de:0183-22vnda110

Veröffentlicht: 31. Oktober 2022

© 2022 Chankiewitz.
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Gliederung

Text

Das Hornhautepithel unterliegt einer ständigen Erneuerung, welche – nach heutigen Erkenntnissen – aus einer kleinen, tiefen epithelialen Zellgruppe im Limbusbereich gewährleistet wird. Diese sich inäqual teilende Zellen haben eine zellbiologische Potenz, die sie als „Stammzellen“ ausweisen. Parakrin stehen diese Zellen in enger Kommunikation mit den benachbarten Bindegewebszellen und den bis in diese Region reichenden Kapillaren und so eine Stammzellnische bilden.

Chronische Regenerationsstörungen des Hornhautepithels bezeichnet man allgemein als Limbusstammzellinsuffizienz (LSCD) unabhängig davon, ob es sich um eine leere Nische – also dem eigentlichen Verlust der Stammzellkapazität – oder einer Fehlfunktion der Nische handelt.

Die über viele Jahrzehnte durchgeführte zentrische, perforierende Keratoplastik als Therapie der LSCD gilt heute als kontraindiziert, da das Hornhautepithel nicht mehr nach dem oben beschriebenen Muster zentripetal aus dem Limbus des Wirtes regeneriert werden kann. Daher ist heute bei jeder LSCD die Stimulation der restlichen vorhandenen limbalen Stammzellen, die Neubesiedlung mit limbalen Stammzellen oder eine Neubesiedlung mit transdifferenzierten anderen hornhautepithelartigen Zellen Ziel der Therapieversuche.

Als Quelle für eine Rejuvenation mit limbalen Stammzellen dient idealer Weise das gesunde Partnerauge. Dann kann eine entnommene winzige limbale Probe entweder über einen Expansionsprozess ex vivo massiv mit limbalen Stammzellen angereichert werden und nach ein paar Wochen auf das betroffene Auge replantiert werden (Holostem Terapie Avanzate, Modena, Italien, oder Methode nach Tseng und Meller). Aber auch ein direkter Weg vom gesunden Partnerauge auf das betroffene Auge ist mit der Simple Limbal Epithelial Stem Cell Transplantation (SLET) vielversprechend. Bei beidseitiger LSCD muss man auf limbale Kadaverspenden zurückgreifen. Dabei werden die exzentrische perforierende Limbuskeratoplastik (Technik nach Sundmacher) oder die zentrische limbuserreichende perforierende Keratoplastik (Technik nach Krumeich) begrenzt aussichtsvoll angewandt. Therapieversuche mit transdifferenziertem Epithel, wie beispielsweise mit Mundschleimhaut sind im Erfolg noch stärker limitiert. Vielversprechende tierexperimentelle Ansätze, wie beispielsweise Hornhautepithel aus dem Stammzellbulge der Haare, sollten für den Einsatz bei humaner LSCD weiterverfolgt werden um den schwerbetroffenen und oft von Blindheit bedrohten Patienten Heilungschancen zu ermöglichen.