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69. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

14.06. - 15.06.2019, Rostock

Visual snow – Aktueller Kenntnisstand einer bisher unverstandenen Erkrankung

Meeting Abstract

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  • Kristin Hösel - Kiel

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 69. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte (VNDA). Rostock, 14.-15.06.2019. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2019. Doc19vnda24

doi: 10.3205/19vnda24, urn:nbn:de:0183-19vnda241

Veröffentlicht: 12. Juni 2019

© 2019 Hösel.
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Gliederung

Text

Einleitung: „visual snow“ ist eine bilaterale und chronische Sehstörung, welche durch das Sehen vieler kleiner Punkte im gesamten Gesichtsfeld gekennzeichnet ist. Betroffene berichten oft über einen Beschwerdekomplex mit weiteren Symptomen wie Palinopsien und exzessive Floater-Wahrnehmung. In gängigen gedruckten ophthalmologischen Nachschlagewerken ist diese Erkrankung bisher gänzlich unbeschrieben.

Methodik: Es erfolgte eine retrospektive Literaturrecherche in der Datenbank Pubmed zum Begriff „Visual Snow“ mit folgender Zusammenfassung des aktuellen Kenntnisstands über Pathogenese, vorgeschlagenen Diagnosekriterien sowie Therapieansätzen.

Ergebnisse: Seit der Erstbeschreibung 1995 gab es bis 2018 mehr als 200 beschriebene Fälle. Alle Patienten berichteten über die Wahrnehmung von „Bildrauschen“ im gesamten bilateralen Gesichtsfeld über mindestens 3 Monate mit mindestens zwei weiteren einhergehenden Sehstörungen wie Sehen von Nachbildern oder exzessiver Floater. Diese Sehstörungen ließen sich nicht durch andere Krankheitsbildern oder Morphologien erklären. Die Symptomatik tritt meistens im jungen Erwachsenenalter auf und betrifft mehr Männer als Frauen. Die Pathogenese ist bisher ungeklärt, obwohl aufgrund der Ähnlichkeit der Symptome von einer morphologischen Ursache ausgegangen wird. Ein möglicher Erklärungsansatz findet sich in der Theorie eines hyperaktiven Visuellen Cortex oder in der Beeinträchtigung der Afferenzen zum Visuellen Cortex. Es bestand eine signifikant hohe Korrelation zu Migräne, Tinnitus und Depression. Therapieversuche, u.a. mit Acetazolamid, Verapamil oder Lamotrigin waren bisher höchstens in Einzelfällen erfolgreich.

Diskussion: „visual snow“ ist ein bisher seltenes und neues Krankheitsbild, welches aufgrund fehlender pathologischer Befunde eine Herausforderung in der neurologischen und ophthalmologischen Diagnosefindung darstellt. Wichtig ist der Ausschluss der (behandelbaren) Differentialdiagnosen. Auch wenn die Ätiologie bisher unklar ist, wird von einer morphologischen Ursache ausgegangen. Weitere Studien zum Verständnis der Pathogenese sowie zur Etablierung von Therapieansätzen sind nötig.