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68. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

25.05. - 26.05.2018, Braunschweig

Neues zur Spaltlampenuntersuchung des Keratokonus

Meeting Abstract

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  • Marcus-Matthias Gellrich - Kellinghusen

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 68. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte (VNDA). Braunschweig, 25.-26.05.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18vnda27

doi: 10.3205/18vnda27, urn:nbn:de:0183-18vnda271

Veröffentlicht: 5. Juni 2018

© 2018 Gellrich.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die klassischen biomikroskopischen Zeichen des Keratokonus wie Eisen- und Vogtsche Linien und das „Munson sign“ sind bereits seit der frühen Phase der Spaltlampe vor hundert Jahren bekannt. Unser Ansatz besteht darin, mit Methoden der physiologischen Optik an der Spaltlampe Aussagen über geometrische Veränderungen der Hornhaut zu machen, die typisch für einen Keratokonus sind.

Methoden: Beleuchtet man mit einer annähernd punktförmigen Lichtquelle aus etwa 30 cm Entfernung das Patientenauge nacheinander von horizontal temporal und nasal unter einem Winkel von 45-20°, so liegen am gesunden phaken Auge die Purkinjereflexe 1,2 und 4 (P1,P2 und P4) auf einer Geraden. Eine Verkippung von anteriorer und posteriorer Hornhautoberfläche führt zu einer Änderung dieser Anordnung, insbesondere zu einer Auslenkung des 2. Purkinjereflexes. Diese Auslenkung von der direkten Verbindung P1-P4 („P2-Auslenkung“) wurde in einem Kollektiv von 14 Patienten mit Keratokonus und 14 Normalpersonen an jedem Auge je für die temporale und die nasale Projektion ermittelt.

Ergebnisse: In einem Kollektiv von 27 Augen von Patienten mit Keratokonus fand sich häufig eine Auslenkung des 2. Purkinjereflexes von der Verbindungslinie P1-P4 nach unten. Bei mehr als 0,2 mm Auslenkung bildet die Verbindungslinie P1-P2-P4 die Form eines Häkchens. Wir nennen unsere Beobachtung daher „Häkchen-Zeichen“ (tick sign). Es fand sich in 32 von 54 möglichen Projektionen in der Keratokonusgruppe, jedoch in keinem einzigen Auge einer gleichgroßen Kontrollgruppe. Dabei war die mittlere Auslenkung größer in einer Gruppe mit Amsler Stadium 2 (0,35 mm, n = 12) als in einer Gruppe mit Amsler-Stadium 1 (0,23 mm, n= 12).

Schlussfolgerungen: Die Anwendung physiologisch-optischer Prinzipien zur Untersuchung an der Spaltlampe ist für das Krankheitsbild Keratokonus sinnvoll. Dieser Ansatz fügt sich nicht nur in das vom Verfasser entwickelte Konzept einer modernen umfassenden Spaltlampenvideografie ein. Er führt auch zu den Ursprüngen der Spaltlampe, die Allvar Gullstrand eigentlich für „ophthalmometrische“ Untersuchungen an der Hornhautinnenfläche konstruierte.