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66. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

27.05. - 28.05.2016, Bad Segeberg

Der Einfluss des cornealen Elastizitätsmoduls auf die Ergebnisse der Applanationstonometrie

Meeting Abstract

  • Oliver Stachs - Rostock
  • K. Sperlich - Rostock; Universität Rostock, Institut für Physik, Rostock
  • S. Reiß - Rostock; Universität Rostock, Institut für Physik, Rostock
  • H. Stolz - Universität Rostock, Institut für Physik, Rostock
  • R.F. Guthoff - Universität Rostock, Institut für Physik, Rostock; Institute of Biomedical Engineering, Rostock
  • A. Jünemann - Rostock

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 66. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. Bad Segeberg, 27.-28.05.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16vnda29

doi: 10.3205/16vnda29, urn:nbn:de:0183-16vnda292

Veröffentlicht: 24. Mai 2016

© 2016 Stachs et al.
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Gliederung

Text

Ziel: Ein erhöhter intraokularer Druck (IOP) wird als einer der Risikofaktoren für ein Glaukom angesehen. Die IOP-Bestimmung durch eine Applanationstonometrie wird aufgrund der individuellen Variation der zentralen Corneadicke (CCT) mittels entsprechender Korrekturtabellen korrigiert. Dagegen werden Fehler, beispielweise hervorgerufen durch altersabhängige Veränderung des Elastizitätsmoduls (EM) der Cornea, ignoriert. Im Rahmen dieser Studie soll ein Modell entwickelt werden, welches die Wirkung bekannter Einflussgrößen auf die IOP Bestimmung berücksichtigt.

Methoden: Ausgehend von Formeln der experimentellen Physik wurde ein Modell zur Berücksichtigung der elastischen Eigenschaften entwickelt. Dabei wird davon ausgegangen, dass (1) das Tonometer eine Abflachung eines Teils der Cornea zu einer flachen Scheibe verursacht und (2) der Rand der abgeflachten Scheibe fixiert ist. Die Young-Laplace-Gleichung liefert in Verbindung mit dem Hookeschen Gesetz und unter Nutzung des zuvor entwickelten Ausdrucks für den mittleren Druck innerhalb der Cornea eine Gleichung für den IOP mit folgenden Variablen: Krümmungsradius, CCT und EM der Cornea. Die Differenz zwischen einem standardisierten Auge und dem untersuchten Auge liefert individuelle Korrekturwerte.

Ergebnisse: Unsere Korrekturwerte stimmen für CCT-Werte bis 650 μm und einem mittleren EM von 0,29 MPa gut mit der Dresdner Tabelle überein. Eine Variation des EM von 0,2 MPa bis 0,5 MPa, was einem EM vom Kindesalter bis zum Alter von 90 Jahren entspricht [1], verursacht eine Änderung des IOP von 15 mmHg. Eine Variation des Krümmungsradius der Hornhaut von 7,4 mm bis 8,0 mm entspricht dagegen einer IOP-Änderung von 3 mmHg.

Schlussfolgerung: Das entwickelte Modell zeigt, dass die Messunsicherheit, bedingt durch EM und Krümmungsradius der Cornea, die CCT basierte Messunsicherheit übersteigen kann. Auch wenn etablierte Korrekturfomeln vielfach eine zuverlässige IOP-Bestimmung ermöglichen, so darf dieser Wert nicht überbewertet werden, ohne EM und Krümmungsradius der Cornea zu berücksichtigen. Eine altersabhängige IOP-Korrektur ist daher sinnvoll.