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66. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte

27.05. - 28.05.2016, Bad Segeberg

Eine seltene therapieresistente Pilzkeratitis

Meeting Abstract

  • Mark Saeger - Kiel
  • M. Bauer - Kiel
  • S. Schubert - Institut für Infektionsmedizin, UKSH, Campus Kiel
  • J. Roider - Kiel
  • B. Nölle - Kiel

Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. 66. Tagung der Vereinigung Norddeutscher Augenärzte. Bad Segeberg, 27.-28.05.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16vnda11

doi: 10.3205/16vnda11, urn:nbn:de:0183-16vnda116

Veröffentlicht: 24. Mai 2016

© 2016 Saeger et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Paecilomyces lilacinus ist ein ubiquitär vorkommender Pilz, der hauptsächlich im Boden, absterbenden Pflanzenteilen, Nematoden und Haaren vorkommt. Infektionen kommen meist bei immungeschwächten Patienten vor, sind aber auch bei Immunkompetenten beschrieben worden. Die häufigste Manifestation betrifft die Hornhaut.

Methoden: Fallvorstellung einer immunkompetenten Patientin mit Keratitis und Endophthalmitis, verursacht durch den Schimmelpilz Paecilomyces lilacinus.

Ergebnisse: Eine 27-jährige Patientin wurde mit Endophthalmitis nach Kontaktlinsen assoziierter Keratitis unter antimykotischer Therapie und bereits erfolgter Vorderkammerspülung mit therapierefraktärer Keratitis in unserer Klinik vorgestellt. Es waren mehrfach mikrobiologische Bestimmungen notwendig, bis in der PCR Diagnostik ein Pilz nachgewiesen und ein Antimykogramm angefertigt werden konnte. Die Kontamination erfolgte wahrscheinlich im Pferdestall. Andere Entzündungsursachen wie Bakterien, Akanthamöben und Viren konnten ausgeschlossen werden. Es erfolgte eine intensive lokale (Amphotericin B, Voriconazol, Miconazol, Natamycin, Ofloxacin, Tobramycin, Polyspectran, Dexamethason, PHMB, Brolene) sowie systemische Therapie (Voriconazol, Capsofungin, Posaconazol, Valaciclovir, Imipenem, Cefotaxim). Operativ wurden 3 perforierende Keratoplastiken á chaud, 12 Vorderkammerspülungen mit V-Fend, davon 5x zusätzlich mit Amphotericin B und 1x mit Amphotericin B allein, 1 subkonjunktivale Gabe von Dexagentamicin, 2 Hornhautfadennachlegung und eine Linsenabsaugung durchgeführt. Trotz mehrfacher, fast reizfreier Intervalle kam es nach Tagen bis Wochen zu massiven Rezidiven der Entzündung, unter fortlaufender medikamentöser und operativer Therapie. Bei Progredienz in Form einer Panophthalmie wurde aufgrund der Gefahr einer hämatogenen Streuung eine Enukleation durchgeführt.

Schlussfolgerungen: Paecilomyces lilacinus ist ein selten humanpathogener Keim, der aufgrund seiner Resistenzen und schweren Verläufe eine besondere Bedrohung darstellen kann. Bei negativen Kulturnachweis sollten bei Verdacht auf eine Pilzkeratitis wiederholt unterschiedliche Nachweisverfahren durchgeführt werden, um eine Erregeridentifikation und spezifische Therapie einzuleiten. Bei Persistenz der Entzündung sollte eine Kombination verschiedener antimykotischer Wirkstoffe, wenn möglich nach Antimykogramm, eingesetzt werden. Bei initial ausgeprägter Entzündungsreaktion, ist zu empfehlen, auch nach deutlicher Befundbesserung die Therapie ein halbes Jahr fortzusetzten, um die Gefahr von Rezidiven zu minimieren.