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Roboterassistierte Harnsteintherapie
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Veröffentlicht: | 26. April 2024 |
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Einleitung: Nephro- und Ureterolithiasis ist die am häufigsten vorkommende benigne urologische Erkrankung mit steigender Inzidenz und Prävalenz in den Industrieländern. Nach dem Einzug und Verbreitung der Laparoskopie und der roboterassistierten Laparoskopie werden nun diese seltenen Eingriffe auch zunehmend minimalinvasiv durchgeführt. Durch die simultane Anwendung flexibler Ureterorenoskope können auch multiple Konkremente in komplexen Nierenbeckenkelchsystemen saniert werden.
Material und Methoden: In dieser Arbeit wollen wir unsere Erfahrungen im Einsatz des Operationsroboters (da Vinci®) zur Behandlung der Urolithiasis sowie weiterer Begleitpathologien teilen. Bei insgesamt 22 Patienten wurde seit November 2019 bis Juli 2023 eine transperitoneale roboterassistierte Ureter- oder Nierensteinsanierung durchgeführt.
Ergebnisse: Die mittlere Steingröße betrug 24,7 mm (8–60 mm), mittlere Operationszeit betrug 118 min (59–277), die Patienten wurden im Durchschnitt 5 (3–12) Tage stationär behandelt. In unserem Kollektiv konnte eine Steinfreiheitsrate von >90% erzielt werden. Lediglich zwei Patienten mit Ausgusssteinen des Nierenbeckenkelchsystems haben eine zweite Sitzung mittels Ureteroskopie und perkutaner Nephrolitholapaxie gebraucht um Steinfreiheit zu erreichen. Zur Erfassung der Komplikationen wurde die Klassifikation nach Clavien Dindo angewendet. Dabei zeigte sich, dass bei zwei Patienten eine Fehllage oder Dislokation der intraoperativ eingelegten JJ-Harnleiterschiene auftrat, was problemlos behoben werden konnte. Diese Komplikationen wurden als Grad IIIa und IIIb nach Clavien Dindo eingestuft. Bei einem Patienten erfolgte simultan eine roboterassistierte Blasensteinsanierung und bei einem wurde eine Nierenzyste marsupialisiert. Ein Patient wurde zusammen mit den Allgemeinchirurgen im Hause operiert. Dabei erfolgten eine roboterassistierte Nierensteinsanierung, Nierenbeckenplastik und Resektion eines benignen Pankreasschwanztumors. Bei 10 Patienten erfolgte eine intraoperative flexible Nephroskopie über einen Trokar um die Konkremente aus einem komplexen Nierenbeckenkelchsystem zu bergen.
Schlussfolgerung: Die offen operative und die konventionelle laparoskopische Harnsteintherapie werden zunehmend durch die roboterassistierte Laparoskopie verdrängt. Die aktuelle Datenlage zeigt die Überlegenheit und die Sicherheit der roboterassistierten Chirurgie. Einsatz der flexiblen Ureterorenoskopie bei der roboterassistierten Steinsanierung ermöglicht die Bergung ggf. auch Lithotripsie von Konkrementen in komplexen Nierenbeckenkelchsystemen. Anhand von unseren Fällen konnten wir zeigen, dass auch große Steine in komplexen Nierenbeckenkelchsystemen und Begleitpathologien erfolgreich behandelt werden können. Durch das Einbeziehen von anderen Fachdisziplinen und simultanes minimalinvasives Operieren von nicht-urologischen Begleitpathologien profitieren die Patienten besonders. Die Datenlage ist leider spärlich, sodass weitere Studien zur Beurteilung des Stellenwerts und der zukünftigen Perspektiven der roboterassistierten Chirurgie in der Harnsteinbehandlung vor allem im Vergleich mit anderen Therapiealternativen (ESWL, PCNL, URS) notwendig sind.