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Auswirkung und Belastung durch Verschiebung elektiver Operationen bei Patienten mit urologischen Erkrankungen
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Veröffentlicht: | 26. April 2024 |
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Einleitung: Die medizinische Versorgung in Österreich kämpft mit Personalknappheit und konsekutiven OP-Ausfällen. Die Wartezeiten für elektive Operationen werden immer länger. Durch die Priorisierung onkologischer und Notfall-Eingriffe trifft dies insbesondere Patient:innen mit „benignen“ urologischen Erkrankungen (z.B. benigne Prostatahyperplasie, Harninkontinenz). Jedoch kann auch hier eine verzögerte Therapie langfristige Auswirkungen auf die Gesundheit der Patient:innen haben und für sie belastend sein.
Methode: Das Ziel dieser unizentrischen prospektiven Beobachtungsstudie ist die Erfassung von OP-Wartezeiten und Verschiebungen sowie die damit verbundene Belastung der Patient:innen (psychisch, körperlich). Seit 06/2023 werden alle Patient:innen über 18 Jahre, die an der Klinik für Urologie für eine elektive Operation aufgenommen werden, eingeschlossen. Der selbst zusammengestellte Fragebogen in Papierform umfasst validierte Befragungsinstrumente wie das NCCN Distress Thermometer (psychische Belastung), eine Severity Symptom Scale (Symptombelastung) und den PROMIS-10 (Gesundheitszustand), sowie freie Fragen zu Komplikationen durch OP-Verschiebung, Auswirkung auf die berufliche Tätigkeit sowie Bewusstsein der aktuellen Situation (Pflegemangel). Zur statistischen Auswertung wurden insbesondere deskriptive Analysen (Häufigkeiten, Mediane) und der Chi-Quadrat-Test (Korrelationen) angewandt.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 223 Patient:innen die Analyse eingeschlossen. Die durchschnittliche Wartezeit für die Operation betrug 18,8 ± 13,1 Wochen (onkologische Operationen: 10,9 ± 7,4 Wochen; nicht-onkologische Operationen: 24,6 ± 13,4 Wochen). Bei 43,5% wurde die Operation mindestens einmal verschoben. Der häufigste Grund für die Op-Verschiebung war fehlende Kapazität (22,4%). Die psychische Belastung sowie Beschwerden bei der Verschiebung einer Operation betrugen bei den Patienten 4,6 ± 3,4 (Skala 0–10) und 2,5 ± 1,2 (Skala 1–5).
12,6% der Patient:innen erlitten zumindest eine Komplikation. Die häufigsten Komplikationen waren Schmerzen (5,8%), Entzündung (4%) gefolgt von Harnverhalt und Makrohämaturie (jeweils 1,3%). Ein Arztbesuch wegen Komplikationen war bei 6,3% der Patienten notwendig. Stationäre Aufnahme aufgrund der Komplikation erfolgte bei einem Patienten:in. Eine Notfalloperation aufgrund der Komplikationen wurde nicht beobachtet. Eine OP-Verschiebung korrelierte signifikant mit einer Komplikation (p<0,001).
Schlussfolgerung: Insbesondere Patient:innen mit einer nicht-onkologischen Diagnose sind mit zunehmenden Wartezeiten auf einen operativen Eingriff konfrontiert. Trotz Priorisierung onkologischer Eingriffe ist hier mit einer verlängerten Wartezeit zu rechnen. OP-Verschiebungen korrelierten signifikant mit Komplikationen.