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Klimakturie bei Prostatakarzinom-Patienten ein Jahr nach radikaler Prostatektomie
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Veröffentlicht: | 26. April 2024 |
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Einleitung: Neben einem zufriedenstellenden onkologischen Ergebnis stellen bei der Lokaltherapie eines Prostatakarzinoms insbesondere auch die funktionellen Ergebnisse ein wichtiges Qualitätsmerkmal dar. Nach radikaler Prostatektomie (RP) sind Harninkontinenz und sexuelle Funktionsstörungen, insbesondere die erektile Dysfunktion, die am häufigsten beschriebenen Nebenwirkungen. Eine weitere Nebenwirkung ist die Klimakturie. Diese beschreibt einen Urinverlust zum Zeitpunkt des Orgasmus. Ziel vorliegender Analyse war die Erhebung der Klimakturie-Prävalenz bei Prostatakarzinom-Patienten ein Jahr nach RP sowie die Bestimmung von Prädiktoren und assoziierten Parametern.
Methoden: Patienten, die am Klinikum rechts der Isar der TU München 2021 und 2022 mittels RP behandelt wurden, wurden vor und ein Jahr nach RP mittels Fragebogen hinsichtlich des Vorliegens einer Klimakturie befragt. Darüber hinaus wurden soziodemographische, klinische und psychologische Parameter sowie Parameter zum Sexualleben erhoben. Patienten mit und ohne Klimakturie ein Jahr nach RP wurden hinsichtlich der erfassten Parameter verglichen. Prädiktoren und assoziierte Parameter wurden mittels logistischer Regression bestimmt.
Ergebnisse: Die Patienten (n=496) waren bei OP im Durchschnitt 64,7 ± 7,6 Jahre alt und hatten im Mittel einen BMI von 26,1 ± 3,3. Die Prävalenz der Klimakturie betrug präoperativ 0% und ein Jahr nach RP 32,3%. Ein BMI von >30 stellte einen Prädiktor für das Auftreten von Klimakturie dar (Odds: 2,02 95%-KI [1,002-4,06]). Im Follow-Up waren ein ICIQ-Score (Miktionssymptomatik) ≥ 1 (Odds: 3,90 95%-KI [2,16-7,03]) und Solo-Masturbation (Odds: 2,07 95%-KI [1,17-3,67]) mit dem Auftreten von Klimakturie assoziiert. Im Gruppenvergleich zeigte sich zudem, dass Patienten mit Klimakturie verglichen mit Patienten ohne Klimakturie im Follow-Up seltener sexuell (sehr) zufrieden (15,8% vs. 22,5%) und häufiger sexuell (sehr) unzufrieden waren (52,5% vs. 38,3%) (p=0,0109). Patienten mit und ohne Klimakturie wiesen ähnliche Tumorcharakteristika auf und es zeigte sich kein Zusammenhang bezüglich der Durchführung einer beidseits nerverhaltenden OP bzw. eines auffälligen Zystogramms und dem Auftreten von Klimakturie.
Schlussfolgerung: Ein Jahr nach RP gab fast jeder dritte Patient eine Klimakturie an. Das Auftreten einer Klimakturie war mit dem gleichzeitigen Vorliegen von postoperativen Miktionsbeschwerden bzw. der Solo-Masturbation assoziiert. Zudem geht die Klimakturie mit einer geringeren sexuellen Zufriedenheit einher. Die Ergebnisse unterstreichen die Wichtigkeit, dass auch im Rahmen der Nachsorge die Klimakturie thematisiert werden sollte.