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Die radikale Prostatektomie wird bei privat-versicherten Patienten häufiger roboterassistiert durchgeführt als bei Patienten mit gesetzlichem Versicherungsstatus – ein Diskussionsbeitrag auf Basis der Daten der multizentrischen IMPROVE-Studie
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Veröffentlicht: | 26. April 2024 |
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Einleitung: Während in den USA ein signifikanter Unterschied in der Wahl des primären OP-Verfahrens (Roboter-assistiert (RARP) vs. anderer Zugang) in Abhängigkeit vom Versicherungsstatus (VS) bei Patienten mit einem Prostatakarzinom (PCa) beschrieben wurde, gibt es solche Daten für Europa bislang nicht. Ziel dieser Studie war es erstmalig zu analysieren, ob es in Deutschland (D) einen Zusammenhang zwischen dem VS der Patienten und der OP-Modalität einer radikalen Prostatektomie (RPE) gibt. Die Verhältnisse in den USA sind aus zweierlei Gründen nicht auf die Behandlungsrealität in D extrapolierbar: ad-1) der Tipping-Point zu Gunsten einer höheren Fallzahl der RARP im Vergleich zur offenen RPE war in D erst 2018 (Abbildung hierzu mit Quellennachweis wird gezeigt) und damit deutlich später als in den USA, und ad-2) Kliniken in D richten die OP-Modalität einer RPE grundsätzlich nicht am Versicherungsstatus aus.
Methode: 20 urologische Kliniken in D wurden 2021 gebeten, klinische und histopathologische Angaben ihrer letzten 50 RPEs in einer Datenbank zu dokumentieren. Neben der Aufzeichnung demografischer und funktioneller Daten wurde bei den Patienten erfragt, wie aktiv sie in die Entscheidungsfindung bezüglich des OP-Verfahrens eingebunden waren. Der Einfluss des VS der Patienten auf den Endpunkt RARP wurde in einem multivariat-logistischen Regressionsmodell analysiert.
Ergebnisse: Unter 1.000 initial kontaktierten Patienten wurde eine Rücklaufquote von 75% erreicht. 49% der Patienten (n=368) wurden mittels RARP operiert, ca. 27% (n=202) waren privat versichert. Der RARP-Anteil war unter privatem signifikant höher als bei gesetzlichem VS (64% vs. 43%, p<0,001). Auf Basis der multivariaten Analyse war der RARP-Anteil unter privat Versicherten etwa 2,3fach höher (p<0,001). Patienten, die aktiv in den Entscheidungsprozess bezüglich des OP-Verfahrens involviert waren, erhielten ebenfalls eine RARP signifikant häufiger (OR: 3,54; p<0,001).
Schlussfolgerung: Die IMPROVE-Studie zeigt erstmalig eine Korrelation zwischen dem VS der Patienten und dem RARP-Anteil an der Gesamtzahl der RPEs deutscher Kliniken. Diese Ergebnisse tragen zum Verständnis bei, welche Auswirkungen der VS auf die Anwendung des Roboter-assistierten Verfahrens bei der RPE in Deutschland (vielleicht sogar in ganz Europa) hat, wenngleich die Ergebnisse u. U. aufgrund der Begrenzung auf lediglich 20 Kliniken und einem konsekutiven Sample von lediglich 50 RPEs pro Klinik nicht vollständig repräsentativ sind. Da für die Kliniken ausgeschlossen werden kann, dass die Art der RPE durch den VS bestimmt wird, scheint vice versa Patienten mit privatem VS sich gezielt Kliniken mit roboter-assistiertem OP-Armamentarium auszuwählen. Weitere Studien sind erforderlich, um herauszufinden, ob der VS der Patienten die Ergebnisqualität im Rahmen der RPE beeinflusst.