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50. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

02.05. - 04.05.2024, München

Unerfüllter Kinderwunsch bei Männern

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Lilly Johanna Schmalbrock - Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Fakultät für Medizin, Technische Universität München, München, Deutschland
  • Hannah Leukers - Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Fakultät für Medizin, Technische Universität München, München, Deutschland
  • Frank-Michael Köhn - Andrologicum München, München, Deutschland
  • Cornelia Peter - Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Fakultät für Medizin, Technische Universität München, München, Deutschland
  • Matthias Jahnen - Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Fakultät für Medizin, Technische Universität München, München, Deutschland
  • Stefan Schiele - Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Fakultät für Medizin, Technische Universität München, München, Deutschland
  • Valentin H. Meissner - Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Fakultät für Medizin, Technische Universität München, München, Deutschland
  • Helga Schulwitz - Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Fakultät für Medizin, Technische Universität München, München, Deutschland
  • Jürgen E. Gschwend - Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Fakultät für Medizin, Technische Universität München, München, Deutschland
  • Kathleen Herkommer - Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Fakultät für Medizin, Technische Universität München, München, Deutschland

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 50. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. München, 02.-04.05.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24urobay04

doi: 10.3205/24urobay04, urn:nbn:de:0183-24urobay044

Veröffentlicht: 26. April 2024

© 2024 Schmalbrock et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Prävalenz des unerfüllten Kinderwunschs bei Paaren in Deutschland beträgt ca. 10–15%. In ca. 50% der Fälle liegt ein männlicher Sterilitätsfaktor vor (in 20–30% als alleinige Ursache für die ungewollte Kinderlosigkeit; in ca. 20% finden sich gleichzeitig Faktoren bei Mann und Frau). Die Bundesärztekammer empfiehlt bei unerfülltem Kinderwunsch die urologisch/andrologische Beratung, die tatsächliche Inanspruchnahme ist jedoch gering (20%). Ziel dieser Querschnittsanalyse war es, in einem repräsentativen bevölkerungsbasierten Kollektiv von Männern die Lebenszeitprävalenz des unerfüllten Kinderwunsches und dessen Realisierung, sowie die Inanspruchnahme urologischer/andrologischer Abklärung zu erheben.

Methode: Die Daten für vorliegende Querschnittsanalyse an 50-jährigen Männern wurden im Rahmen der „Bavarian Men’s Health-Study“ erhoben. Die Gruppen (Männer mit/ohne unerfüllten Kinderwunsch bzw. Männer mit/ohne erfolgreicher Realisierung) wurden in Bezug auf soziodemographische (Alter, feste Partnerschaft, Anzahl der Kinder, Mehrlinge), klinische (Varikozele, Maldescensus testis, Hodentumor, Geschlechtserkrankungen, Hypertonus, Dyslipidämie, Diabetes mellitus, Depression) und Lebensstil-Faktoren (Tabakkonsum, körperliche Aktivität, Body-Mass-Index, Taillenumfang), sowie bezüglich diagnostischer Maßnahmen im Rahmen der Ursachenabklärung (Spermiogramm, körperliche Untersuchung) und der Durchführung assistierter Reproduktionsmaßnahmen mittels Chi-Quadrat- bzw. Wilcoxon-Mann-Whitney-Test verglichen.

Ergebnisse: Etwa einer von fünf Männern (19,8%) gab einen aktuellen bzw. zurückliegenden unerfüllten Kinderwunsch an (1.148/5.855). Das Alter zu Beginn des unerfüllten Kinderwunschs lag bei 35,9±6,2 Jahren. Männer mit unerfülltem Kinderwunsch waren häufiger Exraucher verglichen mit Männern ohne unerfüllten Kinderwunsch und gaben häufiger das Vorliegen einer Varikozele oder eines Maldescensus testis an (alle p<0,001). Keine Unterschiede fanden sich bezüglich Alkoholkonsum, körperlicher Aktivität, Systemerkrankungen, Hodentumor oder Geschlechtskrankheiten. Knapp zwei Drittel der Männer (65,4%) konnte den unerfüllten Kinderwunsch realisieren, diese Männer waren jünger, nahmen häufiger reproduktionsmedizinische Maßnahmen in Anspruch und hatten häufiger Mehrlinge als Männer ohne erfolgreiche Realisierung (alles p<0,001).

Im Rahmen der Ursachenabklärung wurde bei einem Großteil der Männer (83,7%) ein Spermiogramm durchgeführt; bei 1/3 (35,7%) der Männer erfolgte eine umfassende urologische/andrologische Abklärung.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen eine hohe Lebenszeitprävalenz von unerfülltem Kinderwunsch (19,8%) und damit in Zusammenhang stehende urologische Ursachen (Varikozele/Maldescensus testis). Gleichzeitig wurde nur bei 1/3 der Männer mit unerfülltem Kinderwunsch eine umfassende urologische/andrologische Abklärung im Rahmen der Fertilitätsabklärung durchgeführt. Das kann dazu führen, dass urologische Probleme und veränderbare Risikofaktoren nicht ausreichend identifiziert werden. Die urologische/andrologische Anbindung von Männern mit unerfülltem Kinderwunsch stellt eine entscheidende Möglichkeit dar, um neben reproduktionsmedizinischen Anliegen weitere Aspekte der Männergesundheit berücksichtigen zu können.