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Modifizierte Version des International Index of Erectile Function (IIEF-6): Präzisere Erhebung der erektilen Funktion
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Veröffentlicht: | 26. April 2024 |
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Einleitung: Die Erectile Function Domain des International Index of Erectile Function (IIEF-6) ist ein weit verbreiteter Fragebogen mit sechs Items zur Diagnostik sowie der Schweregrad-Einteilung der erektilen Dysfunktion (ED). Der IIEF-6 bezieht sich in drei Fragen auf den Geschlechtsverkehr (GV) in den letzten vier Wochen, weshalb die erektile Funktion von Männern ohne GV unterschätzt werden kann. Um auch diese Männer adäquat beurteilen zu können, publizierten Vickers et al. 2020 eine modifizierte Version des IIEF-6, welche an einem Kollektiv von Prostatakarzinompatienten nach radikaler Prostatektomie evaluiert wurde. Ziel unserer Arbeit ist die Evaluation der modifizierten Version des IIEF-6 an einem bevölkerungsbasierten Kollektiv von Männern mittleren Alters.
Methode: Im Rahmen der Bavarian Men’s Health-Study wurde bei 50-jährigen Männern zwischen 2020 und 2023 der IIEF-6 sowie der Erection Hardness Score (EHS) erhoben. Zudem wurden die Gründe im Falle von nicht stattgehabtem GV erfragt. Die Männer wurden anschließend in drei Gruppen eingeteilt: Gruppe I: Männer mit GV, Gruppe II: Männer ohne GV mit persönlichem Grund (z.B. gesundheitliche Probleme, selbst kein Interesse), Gruppe III: Männer ohne GV mit fremdem Grund (z.B. kein passender Partner, keine Gelegenheit). In Gruppe I und II wurde der IIEF-6 klassisch berechnet (bei keinem GV null Punkte für die Fragen 4–6), in Gruppe III wurde der modifizierte IIEF-6 berechnet (Verdopplung der nicht auf GV bezogenen Fragen 1–3).
Ergebnisse: 4.924 Männer mit einem Durchschnittsalter von 50,6 ± 0,7 Jahren konnten in die Analyse eingeschlossen werden. Die Prävalenz der ED im Gesamtkollektiv lag bei klassischer Berechnung bei 33,5%. Keinen GV in den letzten vier Wochen gaben 15,1% an. Knapp drei Viertel (74,2%) dieser Männer gaben hierfür einen als fremd eingruppierten Grund an (Gruppe III). Durch die modifizierte Berechnung wurden 80% dieser Männer in eine bessere IIEF-Kategorie eingruppiert. Die Prävalenz der ED in Gruppe III sank somit von 100,0% auf 44,3%. Außerdem stimmten durch klassische Berechnung bei lediglich 0,2% der Männer in Gruppe III die Kategorien des IIEF-6 mit denen des EHS überein. Dies konnte durch die Modifizierung auf 52,8% gesteigert werden (vgl. Übereinstimmung Gruppe I: 72,3%). Die Prävalenz der ED im Gesamtkollektiv sank durch die Modifizierung von 33,5% auf 27,2%.
Schlussfolgerung: Die Implementierung der Modifikation des IIEF-6 ermöglicht eine verbesserte Evaluation der erektilen Funktion von Männern ohne GV in den letzten vier Wochen. Sowohl im klinischen Alltag zur Hilfestellung bei Anamnese und Screening als auch bei wissenschaftlichen Fragestellungen zur ED ist somit eine adäquate Beurteilung möglich.