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50. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

02.05. - 04.05.2024, München

Ist das Peptidhormon Oxytocin ein endogener Mediator der penilen Erektion?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Stefan Ückert - Medizinische Hochschule Hannover (MHH)), Klinik für Urologie & Urologische Onkologie, Hannover, Deutschland
  • Yuliya Anastasiyeuskaya - Klinikum der Friedrich-Schiller-Universität, Klinik für Urologie, Jena, Deutschland
  • Armin Becker - Ludwig-Maximilians-Universität (LMU), Klinik & Poliklinik für Urologie, München, Deutschland
  • Andreas Bannowsky - Schön Kliniken GmbH, Standort Rendsburg, Klinik für Urologie, Rendsburg, Deutschland

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 50. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. München, 02.-04.05.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. Doc24urobay02

doi: 10.3205/24urobay02, urn:nbn:de:0183-24urobay024

Veröffentlicht: 26. April 2024

© 2024 Ückert et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Neben den Transmittern des adrenergen und cholinergen Systems sind auch nicht-adrenerge/-cholinerge (NANC) Mechanismen an der Kontrolle des penilen erektilen Gewebes (Corpus cavernosum penis = CC) beteiligt. Die pro-erektile Wirkung der Aktivierung von Dopaminrezeptoren des Typs D1/D2 wird durch oxytocinerge Signalübertragungswege vermittelt, die aus dem Hypothalamus und dem Hirnstamm in spinale autonome Zentren projizieren. Es ist gezeigt worden, dass die Injektion von Oxytocin in den Hippocampus und paraventrikulären Nucleus männlicher Ratten eine Erektion induziert, dennoch ist die Bedeutung des Peptidhormons im Kontext des sexuellen Erregungszyklus und der Einleitung und Aufrechterhaltung der Erektion bisher nur wenig verstanden. Wir haben in einem Kollektiv gesunder Männer die Plasmakonzentrationen von Oxytocin im systemischen und cavernösen Blut über verschiedene Stadien der sexuellen Erregung gemessen.

Methode: Fünfundzwanzig (25) gesunden männlichen Probanden (Durchschnittsalter: 25 Jahre) wurde während der penilen Stadien Flakzidität, Tumeszenz, Rigidität und Detumeszenz Vollblut aus einer Cubitalvene und dem CC entnommen, Tumeszenz und Rigidität wurden durch audiovisuelle Stimulation induziert. Nach chromatographischer Extraktion erfolgte die Messung der Oxytocin (OT)-Plasmakonzentrationen (picog/ml) mit radioimmunchemischen Methoden (RIA).

Ergebnisse: Der mittlere OT-Plasmaspiegel im systemischen und cavernösen Blut stieg in der Phase der Tumeszenz (CV: von 71 auf 79, CC: von 66 auf 75), erhöhte sich im Stadium der rigiden Erektion im CC weiter auf 81, blieb in der systemischen Zirkulation unverändert. Während der Detumeszenz, nach der Terminierung der sexuellen Stimulation, sank die OT-Plasmakonzentration im cavernösen Kompartiment, während diese im systemischen Blut weiter anstieg (auf 94). Lediglich im Stadium der Detumeszenz lag die mittlere OT-Konzentration in der systemischen Zirkulation signifikant über der im CC registrierten.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse unterstützen die Hypothese einer physiologischen Bedeutung von OT im Mechanismus der sexuellen Erregung und der Kontrolle der Erektionsfunktion.