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48. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie

19.05. - 21.05.2022, Lindau

Niedrige Mortalität der totalen pelvinen Exenteration bei fortgeschrittenen Beckentumoren durch Anlage eines Colon-Conduits

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Sophie Rödel - Klinik für Urologie, Klinikum Kempten, Klinikverbund Allgäu, Kempten, Deutschland
  • Marc Seybold - Klinik für Urologie, Klinikum Kempten, Klinikverbund Allgäu, Kempten, Deutschland
  • Rolf von Knobloch - Klinik für Urologie, Klinikum Kempten, Klinikverbund Allgäu, Kempten, Deutschland

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 48. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie. Lindau, 19.-21.05.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22urobay79

doi: 10.3205/22urobay79, urn:nbn:de:0183-22urobay793

Veröffentlicht: 18. Mai 2022

© 2022 Rödel et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die komplette pelvine Exenteration ist eine herausfordernde Maximaloperation für Patient und Operateur bei fortgeschrittenen Tumoren im Becken. Die Wahl der Harnableitung ist entscheidend für eine möglichst geringe postoperative Morbidität des Patienten.

Methode: Zwischen Mai 2007 und Dezember 2019 führten wir insgesamt 38 totale Exenterationen in Bielefeld und Kempten durch (32 allein, 6 in Zusammenarbeit mit Viszeralchirurgen). Hiervon wurde in 15 Fällen eine Harnableitung mittels Colon-Conduit ohne Darmanastomose gewählt, wenn zusätzlich ein endständiges Colostoma angelegt wurde. In den übrigen Fällen wurden als Harnableitung 8 Ileumconduits, 8 Trans-Uretero-Ureterokutaneostomien, 5 kontinente Ileozökalpouches, einmal eine Ileum-Neoblase und einmal nur eine perkutane Nierenfistel gewählt.

Ergebnisse: Die totalen Exenterationen wurden bei 15 Frauen und 23 Männern durchführt. Das mediane Alter lag bei 67,8 Jahren (47–87 Jahre). Indikation für die OP war in 18 Fällen ein kolorektales Karzinom teilweise mit Fisteln, in 11 Fällen ein Blasenkarzinom, 7 mal ein Prostatakarzinom und 6 mal ein gynäkologischer Tumor. Es lag jeweils ein organüberschreitender Primär- oder Rezidivtumor vor.

Die OP-Zeit lag im Median bei 324 Minuten Schnitt-Naht-Zeit (165–550 min). Im Mittel kam es intraoperativ zu einem Blutverlust von 840 ml (150–3.500 ml). Bei einem mittleren Ausgangshämoglobinwert von 11,1 g/dl wurden intraoperativ maximal 4 Erythrozytenkonzentrate verabreicht. Der Aufenthalt auf Intensivstation lag im Median bei 4 Tagen (2–15 Tage), der stationäre Aufenthalt bei 27,5 Tagen. Eine operative Revision wurde in 4 Fällen notwendig.

Nach der Clavien-Dindo-Klassifikation zeigten sich hauptsächlich Komplikationen bis Grad 3b bei einer perioperativen Mortalität in einem Fall nach 28 Tagen.

Schlussfolgerung: Eine totale pelvine Exenteration ist in erfahrener Hand mit einem geringen Risiko durchführbar. Bei aufmerksamer Patientenselektion kommen neben einfachen nassen Harnableitungen auch komplexe kontinente Harnableitungen infrage. Wenn ein endständiges Colostoma notwendig ist, sollte idealerweise gleichzeitig aus dem distalen Colondarmsegment ein Colonconduit angelegt werden, weil dadurch eine Darmanastomose vermieden wird und daraus ein geringes OP-Risiko mit geringer Morbidität resultiert.