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Ein Propensity-Score-Vergleich im Hinblick auf chirurgische, renale und funktionelle Ergebnisse von Ileozökalpouch-Patient/innen mit benigner versus Urothelkarzinom als Grunderkrankung
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Veröffentlicht: | 18. Mai 2022 |
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Einleitung: Für die Entscheidung, ob Betroffene mit einer chronischen benignen Blasenerkrankung von einer kontinenten kutanen Harnableitung (CCUD) profitieren, konnten bisher nur wenige Studien herangezogen werden. Diese Arbeit soll mittels eines Propensity-Score basierten Ansatzes überprüfen, ob solche Patient/innen genauso von einer CCUD im Sinne eines MAINZ-Pouch I profitieren wie jene, bei denen sie aufgrund eines Urothelkarzinoms angelegt wurde.
Methoden: Wir identifizierten n=26 Patient/innen, welche zwischen 1997 und 2018 eine CCUD im Sinne eines Ileozökalpouches (MAINZ-Pouch I) auf dem Boden einer chronischen benignen Blasenerkrankung erhalten haben. Diese verglichen wir 1:2 mit n=52 Patient/innen, bei denen ein Urothelkarzinom die Indikation für die Harnableitung darstellte. Die Parameter für das Matching waren das Geschlecht und die präoperative Nierenfunktion. Die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 58 Monate (IQR 7,5-98). Die Auswertung konzentrierte sich vor allem auf die langfristige Nierenfunktion, gemessen als geschätzte glomeruläre Filtrationsrate (eGFR, ml/min/1,73m^2), auf Operationskomplikationen, die eventuelle Notwendigkeit einer Revision der Harnableitung sowie auf die funktionellen Auswirkungen auf den oberen Harntrakt.
Ergebnisse: Beide Gruppen unterscheiden sich bezüglich des Alters zum Zeitpunkt des Eingriffs signifikant: Patient/innen mit Urothelkarzinom waren im Durchschnitt 55 Jahre alt, solche mit einer benignen Erkrankung hingegen 44,5 Jahre (p=0,006). Patient/innen mit einer chronischen benignen Blasenerkrankung hatten signifikant mehr Komorbiditäten als solche mit Urothelkarzinom (ACCI 1 vs. 0; p=0,014). Die Nierenfunktion beider Gruppen war während des Follow-Up vergleichbar (eGFR 83,5 ml/min vs. 75 ml/min, p=0,9). Bei den chirurgischen Parametern Operationszeit, Komplikationsraten, Transfusionsbedarf und Notwendigkeit einer Revision waren ebenfalls keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Kohorten zu finden. Auch das Auftreten einer Nierenektasie kam im Langzeitverlauf in beiden Gruppen vergleichbar häufig vor.
Schlussfolgerungen: Unsere Ergebnisse zeigen hier, dass Patienten, die an einer chronischen benignen Blasenerkrankung leiden, in gleichem Maße von einer kontinenten kutanen Harnableitung profitieren wie jene mit Urothelkarzinom. Allerdings ist die Komplexität einer solchen Therapie nicht zu unterschätzen. Eine strenge Indikationsstellung, ein gutes perioperatives Management und ein erfahrener Operateur sind essentiell für den langfristigen Therapieerfolg. Daher sollten Patient/innen, welche für ein solches Therapiekonzept in Frage kommen, vor allem in entsprechenden Zentren behandelt werden.