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48. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie

19.05. - 21.05.2022, Lindau

Biochemisches Rezidiv eines Prostatakarzinoms nach radikaler Prostatektomie: Soll man immer bis PSA 0,2 ng/ml warten?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Michael Ladurner - Univ. Klinik für Urologie, Innsbruck, Österreich
  • Alexandra Moser - Univ. Klinik für Urologie, Innsbruck, Österreich
  • Isabel Heidegger-Pircher - Univ. Klinik für Urologie, Innsbruck, Österreich
  • Mona Kafka - Univ. Klinik für Urologie, Innsbruck, Österreich
  • Thomas Burtscher - Univ. Klinik für Urologie, Innsbruck, Österreich
  • Giulia Giannini - Univ. Klinik für Urologie, Innsbruck, Österreich
  • Wolfgang Horninger - Univ. Klinik für Urologie, Innsbruck, Österreich
  • Jasmin Bektic - Univ. Klinik für Urologie, Innsbruck, Österreich

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 48. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie. Lindau, 19.-21.05.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22urobay42

doi: 10.3205/22urobay42, urn:nbn:de:0183-22urobay421

Veröffentlicht: 18. Mai 2022

© 2022 Ladurner et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Standardtherapie des biochemischen Rezidivs (BCR) eines Prostatakarzinoms (PCa) nach radikaler Prostatektomie (RP) ohne Metastasennachweis, stellt eine perkutane Salvage Radiotherapie (SRT) des Prostatabetts dar. Es wurde bereits gezeigt, dass auch eine frühere SRT bei PSA Werten von 0,01–0,2 ng/ml mit einem verringerten 5-Jahres-Risiko für ein neuerliches BCR assoziiert ist. Bisher wurde aber noch nie untersucht, bei wie vielen Patienten, deren PSA postoperativ einmal von <0,03 ng/ml auf messbare Werte ≥0,03 ng/ml anstieg, der PSA Wert weiter stieg bis zum Erreichen des BCR bei PSA 0,2 ng/ml.

Methode: Um diese Frage zu beantworten wurden alle Patienten aus der Prostatakarzinomdatenbank erhoben, welche in der Klinik Innsbruck radikal prostatektomiert wurden. Einschlusskriterien waren ein erster postoperativer PSA-Wert unter der Nachweisgrenze und ein PSA-follow up (FU) von mindestens 5 Jahren. Die Patienten wurden anhand der Risikoklassifizierung nach D’Amico eingeteilt und 4 Gruppen je nach dem PSA-Verlauf wurden gebildet.

Ergebnisse: Von 4.000 Patienten unserer Prostatakarzinomdatenbank, welche an unserer Klinik im Zeitraum von 1980 bis 2018 radikal prostatektomiert wurden, erfüllten 831 Patienten mit einem medianen Alter von 61,8 Jahren (41–78 Jahre) die Einschlusskriterien. Das mediane FU betrug 6,8 Jahre (SD 4,8 Jahre). Bei 253 Patienten (30,4%) blieb das PSA während des Beobachtungszeitraumes unter der Nachweisgrenze, bei 404 (48,6%), 54 (6,5%) und 120 Patienten (14,4) stieg der PSA Wert jeweils auf ≥0,03–0,1 ng/ml, 0,11–0,2 ng/ml und >0,2 ng/ml an. Die Zeit bis zum PSA-Anstieg ≥0,03 ng/ml, >0,1 ng/ml und >0,2 ng/ml betrug jeweils median 2,1 Jahre (SD 0,5; 0,2–12,8 Jahre), 4,5 Jahre (SD 1,3; 0,5–19,8 Jahre) und 3,0 Jahre (SD 1,0; 0,2–19,4 Jahre). Die Wahrscheinlichkeit, dass das PSA, nachdem es ≥0,03 ng/ml und <0,1 ng/ml anstieg, weiter zukünftig ein BCR erreicht, beträgt 20,7%. Aufgeschlüsselt auf low-, intermediate- und high-risk PCa beträgt das BCR-Risiko jeweils 18,3% (p=0,000), 20,8% (p=0,000) und 42,4% (p=0,0003). Wenn das PSA einmal >0,1 ng/ml anstieg, lag das Risiko für ein zukünftiges BCR bei low-, intermediate- und high-risk PCa bei jeweils 65,6% (p=0,0000), 69,1% (p=0,0000) und 87,5% (p=0,0003).

Schlussfolgerung: Da nahezu alle high-risk Patienten, die einmal >0,1 ng/ml PSA anstiegen, ein BCR entwickelten, wäre eine noch frühere SRT ab PSA >0,1 ng/ml zu überlegen. Dieses Vorgehen muss prospektiv in weiteren Studien bestätigt werden, um zu evaluieren, ob dadurch auch ein Vorteil beim progressionsfreien Überleben erreicht wird.