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48. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie

19.05. - 21.05.2022, Lindau

Risikogruppen-Verteilung, Tumorcharakteristika und Rezidivauftreten bei Männern nach radikaler Prostatektomie – Veränderungen über den Zeitraum von 1995 bis 2019

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Matthias Jahnen - Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Deutschland
  • Viviane Sibylle Glöckler - Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Deutschland
  • Valentin Henri Meissner - Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Deutschland
  • Stefan Schiele - Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Deutschland
  • Donna Pauler Ankerst - Lehrstuhl für Mathematische Modelle biologischer Systeme, Technische Universität München, Garching, Deutschland
  • Jürgen Erich Gschwend - Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Deutschland
  • Kathleen Herkommer - Klinik und Poliklinik für Urologie, Klinikum rechts der Isar, Technische Universität München, München, Deutschland

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 48. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie. Lindau, 19.-21.05.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22urobay39

doi: 10.3205/22urobay39, urn:nbn:de:0183-22urobay391

Veröffentlicht: 18. Mai 2022

© 2022 Jahnen et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: In den vergangenen Jahren ist die aktive Überwachung als präferierte Behandlungsmethode beim Niedrigrisiko-Prostatakarzinom vermehrt in den Fokus gerückt mit dem Ziel, Übertherapien und assoziierte Nebenwirkungen zu reduzieren, während beim Hochrisiko-Prostatakarzinom die Indikation zur operativen Therapie erweitert wurde.

Ziel vorliegender Studie war die Darstellung dieser Veränderungen anhand prä- und postoperativer Faktoren bei Männern nach radikaler Prostatektomie (RP) über den Zeitraum von 1995 bis 2019.

Methode: Es wurden die Daten von 11.071 prostatektomierten Männern analysiert und anhand des Operationsjahrs unterteilt:

A:1995–1999; B:2000–2004; C:2005–2009; D:2010–2014; E:2015–2019

Folgende Parameter wurden untersucht: Alter, Familienanamnese, neoadjuvante und adjuvante Therapien, Risikogruppen-Verteilung, PSA-Wert, prä- und postoperativer/s Gleason-Score sowie Tumorstadium, Lymphknotenstatus, Fernmetastasen, Resektionsstatus, Rezidiv 5 Jahre nach RP, Vorliegen eines günstigen lokalisierten Prostatakarzinoms (≤pT2c, Gleason-Score ≤6, pN0, cM0, 5-Jahres biochemisch-rezidivfreies Überleben).

Eine multiple logistische Regression wurde zur Identifikation von Prädiktoren für ein Rezidivauftreten 5 Jahre nach RP durchgeführt.

Ergebnisse: Der Anteil operierter Männer mit präoperativ diagnostizierten cT3/4-Tumore stieg von 1,3% (A) auf 12,7% (E). Korrelierend sank währenddessen der Anteil der ≤cT2c-Tumoren.

Der Anteil der in der Biopsie festgestellten Gleason-Score ≤6-Tumore sank von 66,3% (A) auf 19,2% (E). Der Anteil der Gleason-Score 9/10-Tumore stieg in dieser Zeit von 2,5% auf 14,6%.

Ab dem Jahr 2005 war ein steigender Anteil der prostatektomierten Hochrisiko-Patienten zu verzeichnen, von 16,1% (C) auf 38,7% (E). Der Anteil der Niedrigrisiko-Patienten sank währenddessen von 34,3% (C) auf 12,1% (E).

Während von 2005 bis 2009 bei 27,6% der Männer im Prostatektomie-Präparat ein pT3/4-Tumor vorlag, traf dies von 2015 bis 2019 auf 40,3% zu. Dementsprechend sank der Anteil der ≤pT2c-Tumore von 72,5% (C) auf 59,7% (E).

Der Anteil der im Prostatektomie-Präparat diagnostizierten Gleason-Score ≤6-Tumore sank von 59,7% (A) auf 6,6% (E). Der Anteil der Gleason-Score 9/10-Tumore stieg in dieser Zeit von 3,8% auf 13,6%.

Lymphknotenmetastasen, Fernmetastasen sowie ein R1-Status waren anteilig am häufigsten im Operationszeitraum von 2015 bis 2019 vertreten.

Die postoperative Identifikation eines günstigen lokalisierten Prostatakarzinoms sank von 35,0% (A) auf 14,1% (D).

Als signifikante Prädiktoren für ein Rezidivauftreten 5 Jahre nach RP wurden ein höherer PSA-Wert bei Diagnosestellung, eine adjuvante Therapie, ein positiver Resektionsrand, pT3/4-Tumor, ein Hochrisiko-Prostatakarzinom und ein höherer postoperativer Gleason-Score identifiziert (p <0,0001).

Schlussfolgerung: Über den Zeitraum von 1995 bis 2019 kam es zu einer Zunahme von RP bei Hochrisiko-Prostatakarzinomen, während Patienten mit Niedrigrisiko-Prostatakarzinom seltener operiert wurden. Dies zeigt die flächendeckende Zunahme der aktiven Überwachung mit einer Reduktion an Übertherapie bei Niedrigrisiko-Prostatakarzinomen, während die Indikation zur operativen Therapie bei Hochrisiko-Prostatakarzinomen zugenommen hat.