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48. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie

19.05. - 21.05.2022, Lindau

Prostatakarzinomdiagnostik bei Erst- und Rebiopsie: Was bringt die zusätzliche Standardbiopsie zur Fusionsbiopsie?

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Ingrid Schauer - Klinik Favoriten, Wien, Österreich
  • Christine Meyer - Klinik Favoriten, Wien, Österreich
  • Michael Lotterstätter - Klinik Favoriten, Wien, Österreich
  • Stephan Madersbacher - Klinik Favoriten, Wien, Österreich
  • Ursula Stoces - Klinik Favoriten, Wien, Österreich

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 48. Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie. Lindau, 19.-21.05.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22urobay37

doi: 10.3205/22urobay37, urn:nbn:de:0183-22urobay375

Veröffentlicht: 18. Mai 2022

© 2022 Schauer et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die Rolle der zusätzlich zur Fusionsbiopsie durchgeführten systematischen Biopsie zur Prostatakarzinomdetektion ist umstritten. Die EAU Leitlinien empfehlen jedenfalls den Einsatz im Erstbiopsie-, nicht aber im Rebiopsie-Setting. Ziel dieser Studie war es, die Wertigkeit der zusätzlichen systematischen Biopsie zu evaluieren.

Methode: Es wurde eine unizentrische, retrospektive Analyse einer prospektiv kontinuierlich geführten Datenbank durchgeführt, wobei Excel® und SPSS® zum Einsatz kamen. Eingeschlossen wurden Patienten, bei denen die Biopsien kombiniert systematisch und gezielt (i.e. targeted) transrektal sonographiegezielt durchgeführt wurden. Die technische Fusion wurde mit dem BioJetTM System durchgeführt, alle Biopsien wurden von einer Fachärztin (U.S.) supervidiert. Patienten unter active surveillance wurden von der Analyse ausgeschlossen.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 237 Patienten in die Analyse eingeschlossen. Die Patienten waren median 69 Jahre alt (46–89a, IQR12), der mediane PSA betrug 7.82 ng/ml (1.4–49.8 ng/ml, IQR30), das mediane Prostatavolumen 44.5 cm3 (16–236 cm, IQR 5.81), die PSA-density war median 0.173 (IQR 0.14). 55.3% (n=126) der Patienten erhielten eine Erstbiopsie, während 44.7% (n=102) zum wiederholten Male biopsiert wurden. Von den Erstbiopsien waren 75.4% histologisch positiv, wobei die Positivität nach PIRADS sich wie folgt darstellte: 46.2% der PIRADS3 (n=13) (66.7% ISUP1, 33.3% ISUP2), 66.2% der PIRADS4 (n=68) (48.9% ISUP1, 28.9% ISUP2, 22.2% ISUP3, 11.1% ISUP4), 97.7% der PIRADS5 (n=44) (16.3% ISUP1, 23.3% ISUP2, 18.6% ISUP3, 27.9% ISUP4, 14% ISUP5). Die systematische Biopsie führte in 4 Fällen alleine zur Diagnose eines Prostatakarzinoms (1x ISUP4 und 3x ISUP1), 1x zu einem upgrading des in der Fusion diagnostizierten ISUP1 auf ISUP2. Die zusätzlich systematische Biopsie führte also nur in zwei Fällen (1.6%) zur Diagnose eines klinisch signifikanten Tumors. In der Rebiopsie waren 53.9% positiv. Die Positivität nach PIRADS betrug: 20.7% der PIRADS3 (n=29) (100% ISUP1), 62.7% der PIRADS4 62.7% (n=51) (37.5% ISUP1, 31.3% ISUP2, 9.4% ISUP3, 9,4% ISUP4, 12.5% ISUP5), 77.3% der PIRADS5 (n=22) (5.9% ISUP1, 17.6% ISUP2, 23.5% ISUP3, 35.3% ISUP4, 17.6% ISUP5). Der Zusatz einer systematischen Biopsie führte in 3 Fällen (2.9%) zu einem klinisch signifikanten Befund (2x ISUP2, 1x upgrading der ISUP1 Fusion auf ISUP3), aber gleichzeitig zur Diagnose von 6 insignifikanten Karzinomen.

Schlussfolgerung: Diese Daten weisen auf einen nur eingeschränkten diagnostischen Nutzen der systematischen Biopsie zusätzlich zu Fusionsbiopsie hin, sowohl im Rahmen der Erstbiopsie wie auch der Re-Biopsie, jeweils unter 3%. In Anbetracht des zusätzlichen Zeitaufwandes und der erhöhten Morbidität, ist die Rolle der systematischen Biopsie im Rahmen der Fusionsbiopsie kritisch zu hinterfragen.