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44. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

14. - 16.06.2018, Rosenheim

SWOP Prostate Risk Calculator unterschätzt das Vorhandensein von Karzinomen gravierend

Meeting Abstract

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  • Klaus G Fink - Praxis Dr. Fink

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 44. gemeinsamen Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Rosenheim, 14.-16.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18urobay076

doi: 10.3205/18urobay076, urn:nbn:de:0183-18urobay0769

Veröffentlicht: 17. Mai 2018

© 2018 Fink.
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Gliederung

Text

Einleitung: Der auf den Daten der European Randomized Study of Screening for Prostate Cancer (ERSPC) aufbauende SWOP Kalkulator zur Vorhersage eines Prostatakarzinoms ist ein vielgenutztes Tool. Anhand der Biopsie-Daten einer urologischen Einzelpraxis wurde untersucht, ob seine Aussagekraft außerhalb der ERSPC korrekt ist.

Methodik: Auf Basis der in der Ordination durchgeführten Prostatabiopsien, wurde mit Hilfe des Prostate Risk Calculators (www.prostatecancer-riskcalculator.com) das Risiko für Prostatakrebs und jenes für ein signifikantes Karzinom für jeden einzelnen Patienten ermittelt. Die Zahl der rechnerisch zu erwartenden Karzinome wurde den tatsächlich gefundenen gegenübergestellt. Als signifikant galt ein Karzinom, wenn mehr wie 2 von 12 Stanzen positiv waren oder ein Gleason Typ > 3 gefunden wurde.

Ergebnisse: In der Ordination wurden 489 Prostatabiopsien im Zeitraum April 2009 bis Dezember 2017 durchgeführt. Unter Berücksichtigung der Einschränkung des Kalkulators mit PSA bis 50 ng/ml und Prostatavolumen von 10 bis 110 ccm gelangten 377 Erstbiopsien zur Auswertung. Die Wahrscheinlichkeit auf ein Prostatakarzinom wurde per Kalkulator im Durchschnitt mit 0,345 errechnet und die auf ein signifikantes Karzinom mit 0,153. Somit waren rechnerisch 130,3 Karzinome und davon 57,7 signifikante Karzinome zu erwarten. Tatsächlich wurden 273 Karzinome bioptisch nachgewiesen, von denen 157 als signifikant eingestuft wurden. Bei 66 durchgeführten Re-Biopsien wurden 9,98 Karzinome und dabei 4,1 signifikante Karzinome errechnet. Histologisch wurden 34 Karzinome gefunden, wovon 19 als signifikant einzustufen waren. In einer Subgruppe von 128 Patienten mit einem kalkulierten Risiko für ein signifikantes Karzinom von < 5% sollten kalkuliert 16,4 (14,5%) Karzinome und lediglich 3,4 signifikante Karzinome enthalten sein. In der Realität wurden 67 (56%) Karzinome und 36 signifikante Karzinome gefunden. Bei 5 Patienten mit nicht signifikantem Karzinom zeigte sich in einer nachfolgenden Prostatektomie ein Stadium >pT2 oder einen Gleason score >7, sodass die Zahl der signifikanten Karzinome effektiv noch höher ist.

Schlussfolgerung: Der SWOP Prostate Risk Kalkulator ist ein Instrument, welches aus der ERSPC entspringt, in diesem Setting validiert wurde und für die Situation in einer urologischen Einzelpraxis das Risiko für ein Prostatakarzinom massiv unterschätzt. Daher sollte auch bei scheinbar niedriger Wahrscheinlichkeit für ein Karzinom auf eine Biopsie nicht verzichtet werden.