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44. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

14. - 16.06.2018, Rosenheim

Wie lassen sich postradiogene Nebenwirkungen einer primären Radiatio des lokalisierten Prostatakarzinoms in einer Anschlussheilbehandlung bessern?

Meeting Abstract

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  • Oliver Brock - Urologisches Kompetenzzentrum für die Rehabilitation (UKR) der Kliniken Hartenstein Bad Wildungen
  • Marius-Cristian Butea-Bocu - Urologisches Kompetenzzentrum für die Rehabilitation (UKR) der Kliniken Hartenstein Bad Wildungen
  • Ullrich Otto - Urologisches Kompetenzzentrum für die Rehabilitation (UKR) der Kliniken Hartenstein Bad Wildungen

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 44. gemeinsamen Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Rosenheim, 14.-16.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18urobay047

doi: 10.3205/18urobay047, urn:nbn:de:0183-18urobay0476

Veröffentlicht: 17. Mai 2018

© 2018 Brock et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die primäre Strahlentherapie des lokal begrenzten Prostatakarzinoms wird häufig verglichen mit der radikalen Prostatektomie als konkurrierende nebenwirkungsarme Therapie dargestellt. Es soll in dieser vorliegenden Studie untersucht werden, welche postradiogenen Funktionsstörungen und Einschränkungen auftreten und wie sie während einer AHB effektiv therapiert werden können.

Methodik: Im Zeitraum 5/2011-10/2017 wurden 1095 Patienten nach Strahlentherapie bei Prostatakarzinom, davon 537 (49%) Patienten nach primärer perkutaner Radiatio des lokalisierten Prostatakarzinoms im UKR behandelt. Zu Beginn (T1) und am Ende (T2) der Rehabilitationsmaßnahme wurden Miktionsparameter und -symptome, Proktitisbeschwerden sowie das Ausmaß der Fatigue erfasst. Die psychophysische Belastung wurde mit dem validierten Fragebogen FBK-R10 ermittelt. Die Therapie erfolgte leitliniengerecht.

Ergebnis: Das mediane Alter der Gesamtkohorte lag bei 72 Jahren (Range 47 bis 88), das der primär bestrahlten Patienten im Median bei 74 Jahren. Komorbiditäten waren statistisch hoch signifikant (p< 0,001 bis p= 0,029) häufiger bei den primär bestrahlten als bei den radikal prostatektomierten Patienten. Die Urgesymptomatik lag im Median bei 5/10. Zur Therapie der ausgeprägten postradiogenen Blasenentleerungsstörung und Proktitis erhielten die primär radiierten Patienten in 26,6% Anticholinergika, in 48,2% Alpha-1-Rezeptorblocker, in 32,2% Harnblaseninstillationen und in 24,8% kortisonhaltigen Rektalschaum. Es kam zu einer signifikanten Besserung der obstruktiven und irritativen Miktionsbeschwerden (IPSS Median T1: 15; T2: 9; p< 0,001), des medianen Miktionsvolumens (T1: 155 ml; T2: 185 ml), der Proktitis, der Fatigue und der psychischen Belastung (FBK-R10 Median T1: 13; T2: 8; p< 0,001).Im Gegensatz hierzu war die psychophysische Belastung nach radikaler Prostatektomie geringer (FBK-R10 Median T1: 11; T2: 6; p< 0,001).

Schlussfolgerung: Die Patienten weisen nach primärer Radiatio einen hohen Leidensdruck wegen der ausgeprägten Miktionsbeschwerden, der Proktitis sowie des Fatiguesyndroms auf. Im statistischen Mittel ist der bestrahlte Patient signifikant älter und komorbider.Die funktionellen Defizite lassen sich im Zuge einer fachspezifischen uroonkologischen Rehabilitationsmaßnahme gut therapieren, sodass eine deutliche Verbesserung der Lebensqualität resultiert. Eine fachspezifische AHB sollte jedem Patienten nach perkutaner Radiatio des Prostatakarzinoms angeboten werden.