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44. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

14. - 16.06.2018, Rosenheim

Kryokonservierung nach Mumps-assoziierter bilateraler Orchitis – ein Einzelfallbericht

Meeting Abstract

  • Georg Pichler - Medizinische Universität Graz
  • Georg Ehrlich - Medizinische Universität Graz
  • Michael Salfellner - Medizinische Universität Graz
  • Günter Primus - Medizinische Universität Graz
  • Karl Pummer - Medizinische Universität Graz

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 44. gemeinsamen Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Rosenheim, 14.-16.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18urobay025

doi: 10.3205/18urobay025, urn:nbn:de:0183-18urobay0252

Veröffentlicht: 17. Mai 2018

© 2018 Pichler et al.
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Gliederung

Text

Bei zunehmend fehlender Vakzination und Revakzination mit MMR-Vakzinen wurden wieder vermehrt Fälle von Mumps in Deutschland registriert. (2017: 670 Fälle). Statistiken zu Mumps-Fällen in Österreich sind bei fehlender Meldepflicht leider nicht vorhanden. Eine Orchitis tritt in ca. 25% der postpubertären Männer auf, davon ca. 25% bilateral. In 30-87% der Fälle besteht nach bilateraler Mumps-Orchitis eine Infertilität aufgrund Hodenatrophie. Wir berichten einen Fallbericht eines 18-Jährigen Mannes ohne Impfschutz mit bilateraler Mumpsorchitis. Der Patient, Schüler einer Waldorfschule, stellte sich Mitte Oktober 2017 mit Fieber (39,6°C) und zunehmender Schwellung beider Hoden vor. Vorausgegangen war 2 Wochen zuvor eine bilaterale Parotitis, welche mit Globuli behandelt wurde. Im Nativblut wurden Mumps IgG und IgM positive Antikörper festgestellt. In der RT-PCR war im Speichel (ct-value 32,6), als auch im Ejakulat (ct-value 23,4) ein positiver Virusnachweis, jedoch nicht im Blut. Wie sich herausstellte war das Ejakulat aufgrund der erhöhten Viruslast noch infektiös. Nach einem ausführlichen Gespräch mit dem Patienten wurde einer Kryokonservierung zugestimmt. Zudem wurde das Nativ-Ejakulat unter dem Mikroskop untersucht. Es zeigte 5 unbewegliche und 2 bewegliche Spermien in 30 Blickfeldern, welches für eine Kryokonservierung zu diesem Zeitpunkt nicht ausreichte. Zwei Wochen nach der akuten Orchitis wurde nochmals die Spermienqualität für die Kryokonservierung evaluiert. Diese ergab eine Nekrozoospermie (Konzentration 0,001 Mio/ml, Leuko 25 Mio/ml, 100% unbeweglich, 0% Normalform). Ein Re-Spermiogramm nach 12 Wochen zeigte zwar eine Asthenoteratozoospermie (Konzentration 55 Mio/ml, 73% unbeweglich, 1% Normalform), jedoch konnte nun die Kryokonservierung durchgeführt werden. In der Annahme eines infektiösen Status des Ejakulats war eine Lagerung an der Univ-Klinik für Gynäkologie/Graz nicht möglich. Es konnte ein lokales Kinderwunschzentrum gefunden werden, welches das kontagiöse Ejakulat aufbereitete und in Quarantäne lagerte. In der Aufbereitung wurde mit Dichtegradienten (45% und 90%) möglichst viel des Seminalplasmas entfernt und die Spermien in einem Samenmedium gewaschen. Dieses Verfahren kommt auch bei anderen Viruserkrankungen wie HIV, HBV oder HCV zur Anwendung.

Schlussfolgerung: Eine zeitgerechte Kryokonservierung bei Mumpsorchitis sollte als Therapieoption unter der Prämisse der Infertilität in Betracht gezogen werden.