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44. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

14. - 16.06.2018, Rosenheim

Erektionsfähigkeit nach 72 h low-flow-Priapismus – ein Fallbericht

Meeting Abstract

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  • Jannik Stühmeier - Medizinische Universität Innsbruck
  • Marco Pedrini - Medizinische Universität Innsbruck
  • Peter Rehder - Medizinische Universität Innsbruck

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 44. gemeinsamen Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Rosenheim, 14.-16.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18urobay023

doi: 10.3205/18urobay023, urn:nbn:de:0183-18urobay0236

Veröffentlicht: 17. Mai 2018

© 2018 Stühmeier et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Kann ein distaler corporoglandulärer Shunt mit arterienschonender Dilatation bei langdauerndem, therapierefraktären low-flow-Priapismus die erektile Funktionalität erhalten?

Methodik: Ein 36-jähriger Patient ist in unserer Ambulanz notfallmäßig mit einem Priapismus, der bereits seit über 72 Stunden bestand, vorstellig geworden. Die initiale Aspiration zeigte einen low-flow-Priapismus. In der Anamnese taucht kein früherer Priapismus auf. Als einziger Risikofaktor ist eine operativ versorgte Atlas-Fraktur auffällig. Der Patient hat keine neurologischen Beschwerden.

Ergebnis: Durch Aspiration konnte keine Detumeszenz erreicht werden, weshalb insgesamt drei Mal im Zeitraum von zehn Tagen ein Ebbehøj-Shunt in Lokalanästhesie mit arterienschonender Dilatation der Corpora cavernosa und Auspressen von Blutgerinnseln durchgeführt wurde. Ein proximaler Shunt wurde, trotz zweier Rezidive nach distalen Shuntanlagen, abgelehnt, um die Blutversorgung der distalen Schwellkörperanteile so wenig wie möglich zu beeinträchtigen. Grund hierfür war, dass der Patient die Implantation einer Penisprothese strikt abgelehnt hat und ein konservatives Vorgehen probieren wollte. Nach dem dritten Shuntmanöver kam es zu keinem erneuten Priapismus. Nachsorgekontrollen wurden regelmäßig mittels Dopplersonographie durchgeführt und eine antithrombotische Therapie mit Acetylsalicylsäure verordnet. Nach sechs von insgesamt 16 Monaten Follow-up hatte der Patient bereits wieder Spontanerektionen, welche eine Penetration ermöglichten. In der Literatursuche fanden wir lediglich den Fallbericht eines 14-jährigen, der sich nach einem vergleichbar langanhaltenden Priapismus in Bezug auf die Erektionsfähigkeit vollständig erholt hat.

Schlussfolgerung: Aktuelle Guidelines empfehlen eine frühe Penisprothesenimplantation nach Priapismus, der länger als 36 Stunden andauert, da mit einer erektilen Dysfunktion zu rechnen ist. In diesem Fall war nach der doppelten Dauer des Priapismus noch eine vollständige Regeneration der Erektionsfähigkeit durch die beschriebene Shunt-Prozedur in Kombination mit einer antithrombotischen Therapie möglich. Die Perfusion der A. penis profunda wurde im Rahmen der Nachsorgekontrollen dopplersonographisch mehrfach bis zum distalen Drittel der Corpora cavernosa nachgewiesen.