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44. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

14. - 16.06.2018, Rosenheim

Biofilme auf kurz einliegenden Harnleiterschienen: Einfluss auf assoziierte Symptome und Komplikationen

Meeting Abstract

  • Patrick Betschart - Klinik für Urologie, Kantonsspital St. Gallen, Schweiz
  • Valentin Zumstein - Klinik für Urologie, Kantonsspital St. Gallen, Schweiz
  • Matthias Buhmann - Laboratory for Biointerfaces, Empa, Swiss Federal Laboratories for Materials Science and Technology, Department Materials meet Life, St Gallen, Schweiz
  • Werner Albrich - Klinik für Infektiologie / Spitalhygiene, Kantonsspital St. Gallen, Schweiz
  • Oliver Nolte - Zentrum für Labormedizin, St Gallen, Schweiz
  • Hans-Peter Schmid - Klinik für Urologie, Kantonsspital St. Gallen, Schweiz
  • Qun Ren - Laboratory for Biointerfaces, Empa, Swiss Federal Laboratories for Materials Science and Technology, Department Materials meet Life, St Gallen, Schweiz
  • Dominik Abt - Klinik für Urologie, Kantonsspital St. Gallen, Schweiz

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 44. gemeinsamen Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Rosenheim, 14.-16.06.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18urobay009

doi: 10.3205/18urobay009, urn:nbn:de:0183-18urobay0092

Veröffentlicht: 17. Mai 2018

© 2018 Betschart et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Biofilme stehen unter Verdacht die mit Harnleiterschienen assoziierten Symptome und Komplikationen negativ zu beeinflussen. Vorhandene Studien hierzu zeigen jedoch klare methodische Schwächen. Ziel unserer Studie war es mit einer verbesserten Methode der Biofilmextraktion sowie einer validierten Erfassung der Stent-assoziierten Morbidität diesen Zusammenhang zu re-evaluieren.

Methodik: Der Einschluss von Patienten, bei denen eine Harnleiterschiene als Vorbereitung für eine sekundäre Ureterorenoskopie eingelegt wurde erfolgte prospektiv. Die Stent-assoziierte Morbidität wurde mittels Ureteral Stent Symptoms Questionnaire (USSQ) erfasst. Die Biofilmextraktion erfolgte mit einer validierten abrasions-basierten Methode ("Pinhole-Methode"). Die extrahierten Biofilme wurden auf die Gesamtmasse, Bakterienbesiedelung (16 S quantitative RT-PCR; Kultivierung) sowie auf die mineralischen Bestandteile untersucht. Die Korrelationen von verschiedenen Biofilmeigenschaften und der Morbidität wurden mit Hilfe von Spearman / Pearson - Korrelationen berechnet. Gemäss Power-Analyse mussten 85 Patienten eingeschlossen werden.

Ergebnis: Insgesamt wurden 92 Patienten (21.7% weiblich, 78.3% männlich) eingeschlossen. Die extrahierte Biofilmmasse betrug durchschnittlich 37.0 mg (range 0 - 310.2mg) pro Stent. Die RT-PCR detektierte Bakterien auf 23 der Stents mit einer medianen Anzahl von 193'573 (32'432 - 44'602'122). Die Korrelationen zwischen den verschiedenen Biofilmeigenschaften (z.B. Biofilmmasse, Bakterienbesiedelung) und der Morbidität (u.a. Miktionsbeschwerden, Schmerzen) waren im Allgemeinen sehr schwach und nicht signifikant. Eine Pearson-Korrelation von 0,030 (p = 0,787) wurde für die Korrelation von Biofilmmasse und USSQ-Gesamtpunktzahl (primärer Endpunkt) gefunden. Eine signifikante Korrelation konnte nur zwischen Biofilmmasse und Hämaturie gefunden werden (Pearson r = 0,326; p = 0,002).

Schlussfolgerung: Unter Verwendung einer verbesserten Biofilmextraktionsmethode sowie einer validierten Erfassung der Morbidität konnte unsere Studie Biofilme nicht als die Hauptursache für Stent-assoziierte Morbidität bestätigen. Eine Verringerung der Biofilmbildung auf Harnleiterschienen scheint sinnvoll zu sein um das Auftreten von Hämaturie zu reduzieren und bei langfristiger Verweildauer infektiöse Komplikationen zu reduzieren und längere Wechselintervalle zu erreichen. Um die Morbidität bei der kurzen Einlagedauer zu reduzieren, müssen jedoch andere Ansätze verfolgt werden.