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Pilotprojekt zur Schulung des Trink- und Miktionsverhaltens bei Vorschulkindern
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Veröffentlicht: | 17. Mai 2018 |
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Fragestellung: Bei einnässenden Kindern wird häufig ein falsches Trink- und Entleerungsverhalten beobachtet. Dies kann den Reifeprozess der Blasenkontrolle ungünstig beeinflussen und eine funktionelle Blasenentleerungsstörung unterhalten. Mit Eintritt in die Schule verschlechtert sich das Trinkverhalten oft weiter. Ziel der vorliegenden Studie war zu untersuchen, ob sich durch eine Schulung von Vorschulkindern eine nachhaltige Änderung des Trink- und Miktionsverhaltens erreichen lässt.
Methode: 11/2017 wurden in einer Projektwoche 22 Kinder (Alter 5-6 Jahre) zu folgenden Themen in spielerischer Kleingruppenarbeit geschult: 1) Bedeutung von Wasser 2) Anatomie und Physiologie 3) Trinkverhalten und gute / schlechte Getränke 4) Miktionsverhalten und Hygiene. Begleitend wurde das beobachtete Trink- und Entleerungsverhalten mittels Fragebögen an Eltern und Erzieherinnen vor und nach der Projektwoche erhoben. Die teilnehmenden Kinder bewerteten die Projekttage durch eine visuell gestaltete Evaluation.
Ergebnis: Vor der Projektwoche füllten 21/22 Eltern und 3/6 Erzieherinnen den Fragebogen aus (10/2017). Die durchschnittliche tägliche Trinkmenge betrug 800ml und wurde hauptsächlich in der 2.Tageshälfte eingenommen. Bei 8 Kindern (38%) lag eine Enuresis nocturna vor. Nach dem Projekt beantworteten 16/22 Eltern und 4/6 Erzieherinnen den Fragebogen erneut (01/2018). Eine Enuresis nocturna bestand noch bei 31% der Kinder, wobei sich die Zahl der nassen Nächte von 5,3 auf 3,2 reduzierte. Es konnten keine Unterschiede in der Trinkmenge oder Uhrzeit der Flüssigkeitsaufnahme festgestellt werden. Zuckerhaltige Getränke wurden weniger konsumiert (14% vs. 6%). Bezüglich des Miktionsverhaltens reduzierte sich ein absichtliches Aufschieben der Miktion um 50%, Haltemanöver wurden geringfügig seltener ausgeführt. Auf einen Bodenkontakt bei der Miktion wurde etwas häufiger geachtet (28% vs. 31%). Eltern und Erzieherinnen bewerteten die Projektwoche sehr positiv und zu 100% als sinnvoll. Verhaltensänderungen im Trink- und Entleerungsverhalten bei einzelnen Kindern wurden während und nach der Projektwoche beobachtet, zeigten jedoch keine statistisch signifikante Änderung im Beobachtungszeitraum.
Schlussfolgerung: Eine Schulung von Vorschulkindern wird von den betreuenden Personen und von den Kindern als sinnvoll bewertet. Sie reicht nicht aus, um eine nachhaltige Verhaltensänderung zu bewirken. Betreuungspersonen in das Schulungsangebot einzubeziehen scheint zwingend notwendig.