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42. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

02. - 04.06.2016, Augsburg

Der Diabetes insipidus – eine interdisziplinäre urologische Herausforderung

Meeting Abstract

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  • Y. Enke - Helios Klinik Blankenhain, Urologie, Blankenhain, Germany
  • Z. Hamidov - Helios Klinik Blankenhain, Urologie, Blankenhain, Germany
  • E. Hauschild - Helios Klinik Blankenhain, Urologie, Blankenhain, Germany
  • X. Krah - Helios Klinik Blankenhain, Urologie, Blankenhain, Germany

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 42. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Augsburg, 02.-04.06.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocKV95

doi: 10.3205/16urobay095, urn:nbn:de:0183-16urobay0958

Veröffentlicht: 20. April 2016

© 2016 Enke et al.
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Gliederung

Text

Harnstauungsnieren in Kombination mit großen Restharnmengen lassen am ehesten eine Harnblasenentleerungsstörung vermuten. Eine übermäßige Diurese aufgrund eines Diabetes insipidus mit erhöhter Harnblasenkapazität und nachfolgender Dilatation des oberen Harntrakts stellen dagegen eine seltene Ursache dar. Diese Patienten bedürfen deshalb einer angepassten urologischen Mitbetreuung.

In unserer Abteilung werden zwei Patienten (Brüder) mit renalem Diabetes insipidus seit 2005 betreut. Die initiale Vorstellung erfolgte wegen Harnstauungsnieren und Restharn von mehr als 1000 ml bei fast normwertigen Retentionsparametern. Die Diuresemengen konnten durch Hydrochlorthiazidgabe von 20l täglich auf 10l halbiert werden. Einem der Brüder ist unter Alphablockertherapie bis heute eine fast restharnfreie Miktion möglich.

Den zweiten behandelten wir wegen Restharnmengen von über 250 ml zunächst mittels Meatotomie und Mittellappenresektion. Bei einer Funktionsminderung auf 68% (2006) der altersentsprechenden Norm (links 22%, rechts 78%) und Harntransportstörung II° rechts führten wir eine Ureterorenoskopie mit Nachweis einer intramuralen Harnleiterenge durch. Wir entschlossen uns zur Bougierung des intramuralen Segmentes. Nach dreimonatiger Doppel-J-Versorgung verlief bei Restharnfreiheit und stabilen Retentionsparametern ein Katheterauslassversuch positiv.

Im Jahr 2009 wurde eine Kontrolluntersuchung durchgeführt. Es zeigte sich eine Harntransportstörung I° mit guter Kompensation (Krea 114,2 µmol/l).

Aufgrund einer begleitenden Schizophrenie erfolgte die nächste Vorstellung erst 2015. Wegen einer erneuten Harntransportstörung III° und Restharn von 500 ml wiederholten wir die Meatotomie und TURP. Aktuell ist er wieder beschwerdefrei.

Typische urologische Probleme bei Patienten mit Diabetes insipidus stellen Hohlsystemdilatationen (in bis zu 67%), Harnverhalte, Hohlsystemrupturen, Eneuresis nocturna und Harnwegsinfekte dar. Primär sollte eine medikamentöse Reduktion des Harnvolumens angestrebt werden. In einem Teil der Fälle sind jedoch auch operative Maßnahmen notwendig. Für eine effektive Therapie sind eine engmaschige urologische Mitbetreuung und gute Compliance der Patienten essentiell.