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42. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

02. - 04.06.2016, Augsburg

Statistische Analyse von Risikofaktoren auf die Spermiogramm-Qualität bei Männern mit unerfülltem Kinderwunsch mit besonderer Berücksichtigung der Arzneimitteltherapie

Meeting Abstract

  • S.V. Pompe - Klinikum der Universität München, Urologie, München, Germany; Klinikum der Universität München, Apotheke, München, Germany
  • D. Strobach - Klinikum der Universität München, Apotheke, München, Germany
  • C.G. Stief - Klinikum der Universität München, Urologie, München, Germany
  • A.J. Becker - Klinikum der Universität München, Urologie, München, Germany
  • M. Trottmann - Klinikum der Universität München, Urologie, München, Germany

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 42. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Augsburg, 02.-04.06.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocKV78

doi: 10.3205/16urobay078, urn:nbn:de:0183-16urobay0784

Veröffentlicht: 20. April 2016

© 2016 Pompe et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Die Ursachen männlicher Infertilität sind vielfältig, in 30-40% der Fälle bleibt sie unklar. Eine Ejakulatanalyse mit Erstellung eines Spermiogramms (SGs) kann manifeste Hinweise auf pathologische Veränderungen der Spermien liefern. In einer retrospektiven Auswertung wurden bei Männern mit unerfülltem Kinderwunsch Zusammenhänge zwischen verschiedenen potenziell fertilitätsbeeinflussenden Ursachen (Risikofaktoren, RF) und dem SG untersucht.

Methodik: Retrospektiv wurden die Daten aller Patienten, die sich in unserer andrologischen Sprechstunde mit einem unerfüllten Kinderwunsch zw. 2011-2014 erstmalig vorstellten, erfasst. Es wurden Alter, Ursachen für die männliche Infertilität [nach Nieschlag et al. Andrologie. 3. Aufl.], die Einnahme von Arzneimitteln (AM) mit unerwünschten Wirkungen (UAW) auf die Spermienproduktion/-qualität (SP/SQ) [aktuelle Fachinformation] und das vorliegende SG (gem. WHO 2010) dokumentiert. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS Version 23.0 und Microsoft Excel 2010.

Ergebnis: Bei 422 Patienten (Ø36,3±7,5 Jahre) lag mindestens ein SG vor: 87 Patienten (20,6%) mit Normozoospermie (N); 198 Patienten (46,9%) mit nach aktueller WHO-Klassifikation eingeschränkter Qualität (eQ) (Oligo-, Astheno-, Teratozoospermie oder OAT) und 137 Patienten (32,5%) mit Azoospermie (Azo). Alle Patienten mit zystischer Fibrose (n=3) oder Morbus Klinefelter (n=9) waren azoosperm. Analyse N gg. eQ: einzig die Einnahme von AM mit UAW auf die SP/SQ stellt einen annähernd signifikanten RF dar (Odds Ratio (OR) 2,862, p=0,053). Analyse Azo gg. nicht-Azo (N+eQ): 83 der 137 Azo-Patienten (60,6%) wiesen mindestens einen (Ø1,4) signifikanten RF (p< 0,05) für eine Azo mit einer OR>2 auf: Hypogonadismus 4,111; Obstruktion 3,788; Hodentumor 3,783; Orchiektomie/Semikastratio 3,127; testikuläre Funktionsstörung 2,38; Chemotherapie/Radiatio 2,213. Die Einnahme von AM mit UAW auf die SP/SQ spielt bei Azo-Patienten eine untergeordnete Rolle, sobald sie mindestens einen dieser RF aufweisen. 33 Azo-Patienten (24,1%) waren idiopathisch azoosperm.

Schlussfolgerung: Neben einer vollständigen Anamnese und der körperlichen Untersuchung ist die Ejakulatanalyse grundlegender Bestandteil für die Beurteilung der männlichen Fertilität. Neben den bekannten Ursachen für männliche Infertilität sollte auch immer die Medikation der Patienten betrachtet werden, da sie vor allem bei Patienten mit eingeschränkter SG-Qualität einen modifizierbaren Risikofaktor darstellt.