Artikel
Echtzeit-Scherwellenelastographie der Hoden beim gesunden Mann – Etablierung von Standardwerten
Suche in Medline nach
Autoren
Veröffentlicht: | 20. April 2016 |
---|
Gliederung
Text
Einführung: Bei der Echtzeit (´Real time´)-Scherwellenelastographie handelt es sich um ein neues Verfahren zur sonographischen Quantifizierung von Gewebesteifigkeit. Es wurde bereits bei der Beurteilung von Schilddrüsen- und Brustläsionen eingesetzt. Aufgrund ihrer anatomisch oberflächlichen Lage sind die Hoden dem Verfahren der Schwerwellenelastographie gut zugänglich. Unserem Wissen nach gibt es für die von uns vorgestellte Technik der Scherwellenelastographie der Hoden bisher keine Daten.
Material und Methoden: Bei 66 Männern (durchschnittl. Alter 51.86±18.82, Altersspektrum 20-86 Jahre) ohne bekannte Pathologie am Hoden wurde eine Sonographie im B-Bild sowie eine Scherwellenelastographie beider Hoden durchgeführt. Dabei kam das Aixplorer® Ultraschallsystem (SuperSonic Imagine, Aix en Provence, France) zum Einsatz. Insgesamt wurden 3 Messungen an jedem Hoden durchgeführt: eine an Oberpol, mittlerem Anteil sowie dem Unterpol. Hinsichtlich der statistischen Auswertung bedienten wir uns multivariater Analyseverfahren.
Ergebnis: Die mittleren Scherwellengeschwindigkeiten zeigten sich ähnlich im unteren und oberen Anteil (1.15 m/s) und signifikant geringer im Zentrum (0.9 m/s), was auf eine zentral geringere Gewebesteifigkeit der untersuchten Hoden deutet. Diese Ergebnisse waren altersunabhängig. Zusätzlich zeigte sich eine signifikant geringere Steifigkeit am Oberpol des Hodens bei ansteigendem Hodenvolumen (p=0.007).
Schlussfolgerung: Die Echtzeit-Scherwellenelastographie stellte sich als praktikables Verfahren bei der Beurteilung der Steifigkeit des Hodengewebes dar. Dabei spielt insbesondere die Messregion eine besondere Rolle, da sich die ermittelten Werte von Peripherie und Zentrum zu unterscheiden scheinen. Weitere Studien mit größerer Patientenzahl sind wahrscheinlich nötig, um den Normalbereich der Messwerte für jede Altersgruppe zu definieren. In der Urologie könnte dieses Verfahren in der Beurteilung skrotaler Raumforderungen oder im Rahmen der Diagnostik bei männlicher Infertilität zum Einsatz kommen.