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42. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

02. - 04.06.2016, Augsburg

Bakterielle Besiedlung von Harnleiterschienen, die in der Ambulanz oder im Operationssaal implantiert wurden

Meeting Abstract

  • B. Hager - Univ. Klinik für Urologie, Graz, Austria
  • M. Youssif - Univ. Klinik für Urologie, Graz, Austria
  • G. Hutterer - Univ. Klinik für Urologie, Graz, Austria
  • J.M. Martin Hernandez - Univ. Klinik für Urologie, Graz, Austria
  • I. Peterschinek - Univ. Klinik für Urologie, Graz, Austria
  • S. Herzog - Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Dokumentation, Graz, Austria
  • C. Kittinger - Institut für Hygiene, Mikrobiologie und Umweltmedizin, Graz, Austria
  • K. Pummer - Univ. Klinik für Urologie, Graz, Austria

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 42. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Augsburg, 02.-04.06.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocFV57

doi: 10.3205/16urobay057, urn:nbn:de:0183-16urobay0574

Veröffentlicht: 20. April 2016

© 2016 Hager et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Harnleiterschienen (JJ) werden an unserer Klinik entweder in der Ambulanz (AMB) oder im Operationssaal (OP) implantiert. Während in der AMB der Meatus urethrae desinfiziert, ein einziges steriles Tuch verwendet und auf sterile Mäntel verzichtet wird, ist im OP völlige Sterilität gewährleistet. Ziel der Studie war es festzustellen, ob Unterschiede in der bakteriellen Besiedlung der JJ zwischen AMB und OP bestehen.

Methodik: Die JJ von 87 konsekutiven Patienten wurden unter sterilen Bedingungen entfernt. Jedes JJ wurde in einen Nierenbecken- und einen Blasenteil zerschnitten und in Thioglycolat für 48h bei 37°C inkubiert. Dann wurden die Schienen auf fünf verschiedene Agarplatten ausgestrichen. Die Kolonien auf den Agarplatten wurden nach 48 h mittels MALDI-TOF (VITEK® MS, Biomerieux, Austria) auf Spezies-Ebene identifiziert. Dreißig Patienten (mittleres Alter 63 Jahre; 40% Männer) erhielten ihr JJ in der AMB und 57 Patienten (mittleres Alter 58 Jahre; 67% Männer) im OP. Bei 47 Patienten wurde nach einer URS im OP ein JJ angelegt, während 12 Patienten ein JJ wegen einer obstruktiven Pyelonephritis in der AMB erhielten. Weitere Indikationen waren: Nierentransplantation, Tumore, narbige Harnleiterstenosen, Harnleiterverletzungen, etc.

Ergebnis: Die beiden Gruppen unterschieden sich nicht hinsichtlich Alter und Häufigkeit einer antibiotischen Therapie. Geschlecht (p=0.023) und Liegedauer des JJ (OP: Median 25 Tage, AMB: Median 60 Tage; p=0.019) waren signifikant unterschiedlich. Der Blasenteil des JJ war in 42.1% (OP) und 33.3% (AMB) keimfrei. Ein einzelner Keim konnte in 19.3% (OP) und 30.0% (AMB), zwei Keime in 26.3% (OP) und 26.7% (AMB), drei oder mehr Keime in 12.3% (OP) und 10.0% (AMB) nachgewiesen werden. Das Ergebnis des Nierenbeckenteils war ähnlich. Eine univariate Analyse ergab, dass die bakterielle Besiedlung unabhängig vom Ort der Implantation (OP oder AMB) war. Dies wurde auch durch eine multivariate Regression bestätigt. Enterococcus faecalis und E. faecium waren in 31.6% (OP) und 33.3% (AMB) die häufigsten kultivierten Keime. Uni- bzw. multivariate Analysen für die Anwesenheit von Enterococcus faecalis und E. faecium ergaben keinen signifikanten Einfluss des Ortes der JJ-Implantation.

Schlussfolgerung: In unserer Studie konnten wir keinen Zusammenhang zwischen bakterieller Besiedlung des JJ und dem Ort der JJ-Anlage feststellen. Deshalb erscheint ein geringeres Ausmaß an Sterilität bei der JJ-Anlage vertretbar zu sein.