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Der übersehene Nierentumor: Beobachtungen einer urologischen Einzelpraxis
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Veröffentlicht: | 20. April 2016 |
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Einleitung: Diagnostische Irrtümer sind zutiefst menschlich und kommen immer wieder vor. Einen Nierentumor nicht zu entdecken ist besonders tragisch, da dem Patienten womöglich die Chance auf Heilung entgeht. Ein übersehener Tumor könnte auch Anlassfall einer Schadenersatzklage sein.
Methodik: Alle Patienten, welche in den letzten 3 Jahren mit Z n Nierentumor die Ordination aufsuchten, wurden über die damaligen diagnostischen Umstände befragt. 27 Patienten konnten sich an eine vorangegangene Sonographie erinnern, diese Daten werden weiter vorgestellt.
Ergebnisse: Bei diesen Patienten war zwischen einem und 18 Monaten vor der Tumordiagnose eine Sonographie durchgeführt worden. Diese wurde von mindestens 9 verschiedenen Ärzten durchgeführt. Bei 8 Patienten erfolgte die Diagnose als Nebenbefund einer CT, welche aus anderer Indikation durchgeführt wurde. Bei 19 Patienten erfolgte die Diagnose primär sonographisch. Der Tumordurchmesser betrug zwischen 0,8 und 6 cm, durchschnittlich 3,2 cm. Von 12 Patienten ist die Lage des Tumors bekannt: Oberpol 6x, mittlere Niere 3x, Unterpol 2x, Nierenhilus 1x. 2 der mittels CT diagnostizierten Nierentumore konnten auch in einer darauffolgenden Sonographie nicht identifiziert werden. Die Erstuntersucher waren: Urologe 9x, Internist 5x, Radiologe 1x, Chirurg 1x, unbekannt 11x.
Schlussfolgerung: Nierentumore stellen trotz Fortschritten in der Sonographie eine diagnostische Herausforderung dar. Dass in einer urologischen Einzelpraxis diese nennenswerte Zahl von übersehenen Nierentumoren zusammengetragen werden konnte ist jedoch überraschend. Ein Umstand der, ob der menschlichen, medizinischen und juridischen Bedeutung weiter untersucht werden sollte.