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42. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

02. - 04.06.2016, Augsburg

Arzneimittelsicherheit bei Patienten mit metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakarzinom unter der Behandlung mit Enzalutamid oder Abirateron: die Beobachtungsstudie ENZABI in Hinsicht auf Arzneimittelinteraktionen

Meeting Abstract

  • C. Grafe - Universitätsklinik Erlangen, Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie und Klinische Toxikologie, Apotheke, Erlangen, Germany
  • W. Losensky - Universitätsklinikum Erlangen, Urologie, Erlangen, Germany
  • F. Kunath - Universitätsklinikum Erlangen, Urologie, Erlangen, Germany
  • N. Meidenbauer - Universitätsklinik Erlangen, Medizin 5, Hämatologie und Internistische Onkologie, Erlangen, Germany
  • P. Goebell - Universitätsklinikum Erlangen, Urologie, Erlangen, Germany
  • B. Wullich - Universitätsklinikum Erlangen, Urologie, Erlangen, Germany
  • A. Mackensen - Universitätsklinik Erlangen, Medizin 5, Hämatologie und Internistische Onkologie, Erlangen, Germany
  • M. Fromm - Universitätsklinik Erlangen, Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie, Erlangen, Germany
  • F. Dörje - Universitätsklinik Erlangen, Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie und Klinische Toxikologie, Apotheke, Erlangen, Germany

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 42. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Augsburg, 02.-04.06.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocFV33

doi: 10.3205/16urobay033, urn:nbn:de:0183-16urobay0332

Veröffentlicht: 20. April 2016

© 2016 Grafe et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Die neuen oralen antiandrogenen Medikamente Enzalutamid und Abirateron, welche in der Therapie des metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakarzinom (mCRPC) zur Anwendung kommen, haben ein hohes Potential für verschiedenste Arzneimittelinterkationen. Abirateron ist ein Inhibitor des Enzyms CYP2D6 (Enzymsubsrate: Metoprolol, Antidepressiva) und Enzalutamid erhöht den Metabolismus von verschiedenen Medikamenten infolge der Induktion von CYP3A4 und deren Rezeptoren. Die prospektive Beobachtungsstudie ENZABI analysiert potentielle, v.a. im klinischen Alltag auftretende Arzneimittelinteraktionen (PDDI) und soll damit die Arzneimittelsicherheit bei der Behandlung des mCRPC erhöhen.

Material und Methoden: In der ambulanten urologisch-onkologischen Therapieeinheit Erlangen (AURONTE) führt eine klinische Pharmazeutin mit jedem Patienten, welcher Enzalutamid oder Abirateron einnimmt, eine strukturierte Arzneimittelanalyse durch. Bei der detaillierten Medikamentenanamnese werden Krankenakten und der jeweilige Hausarzt unterstützend hinzugezogen. Eine genaue Medikationsanalyse setzt eine detaillierte Anamnese und Dokumentation des Studienarztes der AURONTE und des Hausarztes voraus. Die Hinweise bezüglich der Patientenmedikation werden in 3 Kategorien unterteilt: kritische Warnungen sind rot gekennzeichnet, allgemeine Hinweise blau und bereits umgesetzte Hinweise sind grün markiert.

Ergebnisse: In die noch laufende Studie wurden bisher 11 Patienten (Durchschnittsalter 74 Jahre) eingeschlossen. Durchschnittlich nahmen die Patienten 12.3 Medikamente (8-17) ein. 90.9% der Probanden nutzten rezeptfreie Medikamente (OTC). Bis dato konnten 68 Medikationshinweise (im Mittel 6.2 pro Patient) gegeben werden: 6 Hinweise davon rot (8.8%); 46 blaue (67.6%) und 15 (22.1%) grüne. Außerdem wurden vielfach Interaktionen von Enzalutamid und Abirateron mit Opioiden beobachtet.

Schlussfolgerung: Gesundheitsexperten sollten stets auf potentielle Arzneimittelinteraktionen mit Enzalutamid oder Abirateron achten. Um weiterhin Erhöhungen der Arzneimittelsicherheit in der Onkologie zu gewährleisten, ist eine interdisziplinäre Therapiebetreuung hinsichtlich der Medikation anzustreben. Die Einrichtung einer Sprechstunde zur Arzneimittelsicherheit kann relevante Interaktionen aufdecken und die Therapiesicherheit erhöhen.

* Supported by the German Cancer Aid within the Comprehensive Cancer Center Erlangen-EMN