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42. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie

02. - 04.06.2016, Augsburg

Klinische und histopathologische Parameter zur Prädiktion des Überlebens beim nicht muskelinvasiven Harnblasenkarzinom: Die WHO Klassifikation von 1973 als bestes prognostisches Tool für das Tumorspezifische Überleben bei 354 Patienten mit Urothelkarzinom im Stadium pT1

Meeting Abstract

  • E. Lausenmeyer - Caritas-Krankenhaus St Josef, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Urologie, Regensburg, Germany
  • J. Breyer - Caritas-Krankenhaus St Josef, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Urologie, Regensburg, Germany
  • S. Bertz - Universitätsklinikum Erlangen, Pathologie, Erlangen, Germany
  • R. Mayr - Caritas-Krankenhaus St Josef, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Urologie, Regensburg, Germany
  • M. Gierth - Caritas-Krankenhaus St Josef, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Urologie, Regensburg, Germany
  • J. Skutella - Caritas-Krankenhaus St Josef, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Urologie, Regensburg, Germany
  • M. Burger - Caritas-Krankenhaus St Josef, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Urologie, Regensburg, Germany
  • S. Denzinger - Caritas-Krankenhaus St Josef, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Urologie, Regensburg, Germany
  • A. Hartmann - Universitätsklinikum Erlangen, Pathologie, Erlangen, Germany
  • W. Otto - Caritas-Krankenhaus St Josef, Lehrstuhl der Universität Regensburg, Urologie, Regensburg, Germany

Bayerische Urologenvereinigung. Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. 42. Gemeinsame Tagung der Bayerischen Urologenvereinigung und der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Augsburg, 02.-04.06.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocKV11

doi: 10.3205/16urobay011, urn:nbn:de:0183-16urobay0115

Veröffentlicht: 20. April 2016

© 2016 Lausenmeyer et al.
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Gliederung

Text

Hintergrund: Der klinische Verlauf bei Patienten mit Urothelkarzinom im Stadium pT1 variiert stark. Die Prognose reicht von keinem Rezidiv bis zum Tod infolge der Erkrankung. Risikotabellen könnten dabei helfen, die Vorhersage der Prognose beim nicht muskelinvasiven Urothelkarzinom zu verbessern. Aber sind die einfließenden klinischen und pathologischen Parameter tatsächlich von statistischer Signifikanz?

Material und Methoden: Wir analysierten retrospektiv klinische und pathologische Parameter von 354 Patienten mit frühinvasivem Urothelkarzinom der Harnblase im Stadium pT1 nach TUR-B zwischen 1989 und 2012. Alle Patienten wurden initial einer Organerhaltenden Therapie zugeführt. Während des Follow ups (median 50 Monate, max. 218 Monate) unterzogen sich 20,3% einer Zystektomie aufgrund eines pT1-Rezidivs (32,8%) oder aufgrund eines Progress zum muskelinvasiven Tumor (18,6%). Die histopathologischen Parameter wurden zusätzlich zur initalen Bewertung von einem Uropathologen (A.H.) reevaluiert. Die statistische Auswertung erfolgte mit SPSS (Version 23, IBM).

Ergebnisse: Das mediane Alter der Patienten (77,7% männlich) betrug 71 Jahre. In 28,8% fand sich ein assoziiertes CIS, Multifokalität bei 28% und bei 58,2% zeigte sich ein Tumor >3cm. Ein papilläres Wachstumsmuster war in 83,3% vorhanden. Im Grading nach WHO 1973 lagen in 31,1% G2 und in 68,9% G3 Tumoren vor. Nach der WHO Klassifikation 2004 wurde die überwiegende Anzahl der Tumoren als high-grade eingestuft (96,6%). Die Kaplan-Maier Analyse zeigte ein signifikant schlechteres 5-Jahres TSS für Tumoren >3cm (72% vs. 84%, p=0,023), solides Tumorwachstum (65% vs. 79%, p=0,023) und G3 Tumorgrading (69% vs. 95%, p>0,001). Die univariate Regressionsanalyse bestätigte dieses Ergebnis für Tumorgröße (OR 2.032, p=0,026), solides Tumorwachstum (OR 1.997, p=0,026) und Grading nach WHO 1973 (OR 4.469, p=0,001). Die multivariate Cox Regressionsanalyse der prädiktiven Werte ergab, dass das Grading nach WHO 1973 (HR 3.954; CI 1.558 - 10.031, p=0,004) der einzige unabhängige prognostische Parameter für das TSS im Stadium pT1 ist.

Schlussfolgerungen: Von den “klassischen” klinischen und histopathologischen Parametern beim pT1 Urothelkarzinom der Harnblase kann die WHO-Klassifikation von 1973 die Prognose am besten stratifizieren. Da die Einteilung eine hohe interobserver Variabilität beinhaltet, sollten zudem quantitative pathologische, immunhistochemische und molekulare Marker untersucht werden.