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„Käs“-Report: 13-jähriger Junge mit „Plättchen“ im Urin
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Veröffentlicht: | 13. Mai 2024 |
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Gliederung
Text
Einleitung: Der Junge stellte sich im August 2022 bei Dysurie sowie rechtssseitigen Flankenschmerzen bei Miktion vor. Als Vorerkrankungen sind u.a. alpha-1-Antitrypsin-Mangel, Adipositas, Z.n. Hemi-Fundoplicatio und V.a. Somatisierungsstörung bekannt.
Methode: Ein vesikorenaler Reflux wurde ausgeschlossen. Der Junge schied bei Miktion feste Bestandteile aus, die wie Stückchen einer Käsescheibe aussahen. Der Diensthabende vermutete, der Junge simuliere und Käsebestandteile in seinen Urin manipuliere. Auch die Pädiater berichteten, dass der Junge ein „ständiger Gast“ in der Klinik sei, wechselnde Beschwerden habe und der starke Verdacht einer Somatisierungsstörung bestehe. MR-Abdomen und Histopathologie der „Scheibletten“ fielen ohne wegweisenden Befund aus. In der Zystoskopie wurde die Ejakulation von trüben, weißen Bestandteilen aus dem rechten Ostium gesichert. Die retrograde Darstellung des rechten Harnleiters zeigte mehrere Kontrastmittel-Aussparungen bis hin zum Nierenbecken. Im Urin wurden Triglyceride von 216 mg/dl nachgewiesen.
Ergebnisse: Bei gesicherter Chylurie wurde zunächst über eine perkutane Nephrostomie eine Sklerotherapie mittels Povidon-Jod Lösung durchgeführt. Dies führte zur Besserung der Schmerzen und geringerer Ausscheidung der „Scheibletten“, der Junge hatte jedoch immer wieder Nierenkolik. Ende Januar 2023 wurde die Niere operativ freigelegt und von lymphatischem Gewebe skelettiert. Nach der Operation verlor der Junge noch wenige „Scheibletten“, eine Chylurie lag aber nicht mehr vor. In Kombination mit einer fettarmen Ernährung ist der Junge beschwerdefrei.
Schlussfolgerung: In Asien ist die Chylurie aufgrund der parasitären Ätiologie ein häufiges Krankheitsbild, kann aber auch iatrogen bedingt sein. Auch ungewöhnliche Symptome sollten stets ernst genommen und abgeklärt werden, bevor ein Verdacht auf Simulation oder Manipulation verbalisiert wird.