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64. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

19.-22.06.2024, Freiburg

Nur eine simple Hydrozele?

Meeting Abstract

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  • Lisa Frey - Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Urologie und Kinderurologie
  • A. Haferkamp - Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Urologie und Kinderurologie
  • A. Schröder - Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Urologie und Kinderurologie

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 64. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Freiburg, 19.-22.06.2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2024. DocV8.6

doi: 10.3205/24swdgu76, urn:nbn:de:0183-24swdgu766

Veröffentlicht: 13. Mai 2024

© 2024 Frey et al.
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Gliederung

Text

Einleitung: Die seltene abdominoskrotale Hydrozele (ASH; ca. 650 publizierte Fälle) kommuniziert im Gegensatz zur klassischen kindlichen Hydrozele nicht mit der Bauchhöhle, sondern sanduhrförmig mit einer extraperitonealen abdominellen Komponente. Die breite Verbindung verläuft durch den Leistenkanal. Die abdominelle Ausdehnung kann stark variieren und in extremen Fällen bis zum Nierenunterpol reichen. Idealerweise wird die Diagnose präoperativ im Rahmen der körperlichen Untersuchung gestellt und sonografisch gesichert. Eine Spontanheilung gilt als selten und eine operative Therapie wird generell empfohlen, wobei die ideale Methode (offener inguinaler oder skrotaler Zugang oder laparoskopisch oder kombiniert) kontrovers diskutiert wird.

Methodik/Fallbericht:

Fall 1: 3 Monate alter Säugling mit sehr großer ASH rechts (sonografisch abdomineller Anteil bis über Nabelhöhe reichend) und präoperativ nicht darstellbarem Hoden links. Im Alter von 11 Monaten erfolgte die offen chirurgische Resektion der ASH. Der rechte Hoden zeigte sich mit einer Länge von 2 cm deutlich hypertrophiert. Drei Monate später wurde der V.a. funktionellen Einzelhoden laparoskopisch bestätigt und ein Hodenrudiment links entfernt.

Fall 2: 23 Monate alter Junge mit moderat ausgeprägter Hydrozele und typischem Tastbefund. Sonografisch zeigte sich der abdominelle Anteil bis nach paravesikal reichend.

Ergebnisse: Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich in beiden Fällen bei bimanueller Palpation das typische sogenannte „springing back ball sign“. Hierbei kommt es durch Kompression der skrotalen Komponente zu einer sofortigen, tastbaren Schwellung der abdominellen Komponente und umgekehrt. Sonografisch konnte der klinische Verdacht der ASH bestätigt und die Größenausdehnung beurteilt werden. Beide Jungen wurden über einen inguinalen Zugang operiert. Die abdominellen Komponenten wurden mobilisiert und in toto exzidiert, die skrotale Komponente wurde im Sinne einer klassischen Hydrozelenresektion breit eröffnet und partiell reseziert. Abschließend wurde der Leistenkanal rekonstruiert. Es kam zu keinen intra- oder postoperativen Komplikationen. Die Nachsorge der Kinder erfolgt jährlich.

Schlussfolgerung: Die vorgestellten Fälle betonen die Wichtigkeit der präoperativen, gründlichen Untersuchung, auch bei vermeintlich alltäglichen Krankheitsbildern. Die Operation einer ASH ist im Vergleich zur gewöhnlichen infantilen Hydrozele aufgrund der anatomischen Besonderheit mit oft erheblicher abdomineller Ausdehnung und der Adhärenz von Ductus und Gefäßen an Peritoneum/Tunica vaginalis deutlich komplexer. Die Sonografie ist eine leicht zugängliche diagnostische Methode, die präoperativ vor jeder Hydrozelenresektion beim Kind durchgeführt werden sollte, um intraoperative Überraschungen zu vermeiden. Sie kann die abdominelle Ausdehnung der ASH suffizient darstellen.