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Historische Entwicklungen der Harnableitungen bei Patienten nach radikaler Zystektomie zwischen 1986 und 2022 anhand von 2.224 Fälle an der Universitätsmedizin Mainz
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Veröffentlicht: | 13. Mai 2024 |
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Einleitung: Bisherige Analysen von Veränderungen bei der Wahl der Harnableitung für Patienten mit Blasenkrebs, die sich einer radikalen Zystektomie (RZ) mit extendierter Lymphadenektomie unterziehen, sind national und international sehr heterogen. Ziel der vorliegenden Studie war die Aufarbeitung der Harnableitungen über 36 Jahre an unserem Zentrum sowie die Detektion prädiktiver Faktoren für kontinente Harnableitungen (KHA) bei Patienten mit Blasenkrebs nach RZ.
Methode: Es erfolgte eine retrospektive Auswertung aller Patienten, die zwischen 1986 und 2022 eine RZ an der Universitätsmedizin Mainz erhalten haben. Neben den onkologischen Patientencharakteristika wurden Unterschiede zwischen kontinenten (KHA) und inkontinenten (IHA) Harnableitungen herausgearbeitet. Eine logistische Regressionsanalyse diente zur Bestimmung der prädiktiven Faktoren für eine KHA.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 2.224 Patienten (77,16% männlich/22,84% weiblich) mit einem Durchschnittsalter von 66 Jahren (Standardabweichung (SD), 10,64) eingeschlossen. Das Durchschnittsalter stieg von 59,86 (10,8) Jahre (1986–1990) auf 69,85 (9,99) Jahre (2016–2022) (p<0,001) an. Des Weiteren haben wir einen signifikanten Anstieg der Patienten ≥80 Jahre von 1,23% von 1986 bis 1990 auf 17,12% von 2016 bis 2022 beobachtet (p<0,001). Insgesamt erhielten 776 (34,89%) Patienten eine KHA sowie 1.406 (63,22%) Patientinnen eine IHA (1,89 Daten fehlen). Der Anteil der KHA verringerte sich von 43,72% (94/215) (1986–1990) auf 18,38% (86/468) (2016–2022). Die am häufigsten verwendeten KHA waren der (heterotope und orthotope) Mainz Pouch (MP)-I mit 610 (27,4%) Patienten, der MP-II mit 80 (3,6%) Patienten und die Ileum-Neoblase mit 68 (3,1%) Patienten. Patienten, die männlich (OR: 1,92, 95% CI: 1,43–2,57, p<0,001), jünger (OR: 0,88, 95% CI: 0,87–0,89, p<0,001) und keine Hydronephrose vor der RZ hatten (OR: 2,2, 95% CI: 1,66–2,92, p<0,001), erhielten eher ein KHA. Während zwischen 2016 und 2020 15 Roboter-assistierte RZ (100% IHA) durchgeführt wurden, stieg der Anteil zwischen 2021 und 2022 auf 42 (31,6% bezogen auf 133 RZ insgesamt) Roboter-assistierte RZ (30 IHA, 12 KHA) an.
Schlussfolgerung: Wir präsentieren die größte monozentrische europäische Kohorte von Harnableitungen nach RZ. Unsere Daten zeigen eine signifikante Verschiebung von KHA zu IHA, begleitet von einem signifikant angestiegenen Patientenalter. Abschließend spiegeln unsere Daten die Entwicklung und die umfangreichen Erfahrungen mit dem Maniz Pouch-I in den 1980er und 90er Jahren zusammen mit anderen Kolon-Pouches wider. Für die Zukunft erwarten wir eine weitere Zunahme der roboter-assistierten RZ.