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62. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

22.-25.06.2022, Koblenz

Vergleich von Nierentumoren bei Patienten <40 Jahren mit Patienten von 55-75 Jahren: eine longitudinale Analyse über 50 Jahre

Meeting Abstract

  • J. Henkes - Universitätsklinikum des Saarlandes, Urologie und Kinderurologie, Homburg/Saar
  • P. Zeuschner - Universitätsklinikum des Saarlandes, Urologie und Kinderurologie, Homburg/Saar
  • M. Stöckle - Universitätsklinikum des Saarlandes, Urologie und Kinderurologie, Homburg/Saar
  • K. Junker - Universitätsklinikum des Saarlandes, Urologie und Kinderurologie, Homburg/Saar

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 62. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Koblenz, 22.-25.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. DocV11.5

doi: 10.3205/22swdgu104, urn:nbn:de:0183-22swdgu1044

Veröffentlicht: 10. Mai 2022

© 2022 Henkes et al.
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Gliederung

Text

Nierentumore stellen eine häufige Tumorentität dar, deren Altersgipfel im 6. bis 7. Lebensjahrzehnt liegt. Dennoch treten Nierentumore auch bei jüngeren Patienten, gehäuft im Rahmen genetischer Syndrome, auf. Ziel dieser Studie war die Charakterisierung junger Patienten im Vergleich zu Patienten mit einem typischem Erkrankungsalter.

In dieser retrospektiv-unizentrischen Analyse wurden 176 junge Patienten (19–39 Jahren) und 2786 ältere Patienten im Alter von 55–75, die zwischen 1965 und 2019 an einem Nierentumor operiert wurden, analysiert. Neben klinischen und histopathologischen Parametern wurde die Anamnese bzgl. genetischer Syndrome sowie die Empfehlung zur genetischen Beratung bei den jungen Erwachsenen erfasst. Um Veränderungen im Zeitverlauf zu identifizieren, wurden die Ergebnisse der einzelnen Jahrzehnte verglichen.

Bei den jungen Erwachsenen waren 133 (76%) Tumore maligne, während 2413 maligne Tumore bei den älteren mit 87% signifikant häufiger waren (p<0,001). Bei den Nierenzellkarzinomen der Jüngeren waren 73% klarzellig, 12% papillär und 9% chromophobe, wohingegen bei den Älteren klarzellige mit 83% häufiger und chromophobe NZK mit 2,8% seltener auftraten. Angiomyolipome (51,2%) und Onkozytome (30,2%) stellten den größten Teil der benignen Tumore bei den jungen Erwachsenen dar, bei den Älteren traten Onkozytome mit 41% häufiger und Angiomyolipome mit 20% seltener auf.

Mit 75% der Tumore waren diese bei den Jüngeren signifikant häufiger organbegrenzt (pT1 oder pT2 Stadium) als bei den Älteren (64%, p<0,001). Das pT2 Stadium war bei den Jüngeren mit 42,1% am häufigsten vertreten. In den letzten 30 Jahren stieg der Anteil der im pT1 Stadium diagnostizierten Tumore sowohl bei den Jüngeren als auch bei den Älteren von 10% auf über 60% an. Das Verhältnis zwischen malignen und benignen Tumoren änderte sich im Laufe der Zeit nicht.

Während 58% der jungen Patienten Symptome aufwiesen, war der Anteil bei den Älteren mit 36,7% signifikant geringer (p<0,001). Die häufigsten Symptome waren Flankenschmerzen und Hämaturien. Bei den jüngeren Patienten waren 7% der Tumore palpabel, bei den Älteren 1%. Der Anteil symptomatischer junger Patienten nahm im Laufe der Zeit, trotz Detektion in früheren Stadien, nicht ab.

In 2,8% der Fälle wurden die Nierentumore im Rahmen einer vererbten Erkrankung detektiert (VHL-Syndrom, BHD-Syndrom). Die Empfehlung zur genetischen Beratung wurde in 15 (8,5%) Fällen ausgesprochen.

Junge Patienten weisen häufiger benigne und organbegrenzte Tumore auf. Trotzdem erfolgte die Diagnosestellung häufiger aufgrund von tumorbezogenen Symptomen, möglicherweise aufgrund seltener Vorsorgeuntersuchungen. Eine genetische Beratung wurde nur selten empfohlen. Um die Therapie zu optimieren, sollte bei jungem Erkrankungsalter eine ausführliche Anamnese und Diagnostik sowie ggfs. die Empfehlung zur genetischen Beratung erfolgen.